Versuche, einen Akt der Selbstverbrennung im unabhängigen Weißrussland zu begehen, waren leider nicht selten. In der Vergangenheit zündeten sich die Selbstmörder jedoch in ihren eigenen Häusern oder im Wald an, weit weg von Menschen – und oft ist es gelungen, diese Menschen zu retten.
Zwischen 1998 und 2021 kam es mehrfach zu öffentlichkeitswirksamen Fällen von versuchter Selbstverbrennung als Protest. In der Zeit nach den Wahlen (nach dem 9. August) hat jedoch die Zahl der Selbstverbrennungen als Proteste zugenommen. Die Gründe sind in jedem Fall immer die gleichen: die Unzufriedenheit mit der Gesetzlosigkeit und Rechtlosigkeit der Behörden.
Die Details zu den Selbstverbrennungsaktionen im unabhängigen Weißrussland finden Sie unten.
Die erste Selbstverbrennung im unabhängigen Belarus fand in Nowopolotsk statt. Am 8. Juli 1998 verließ der örtliche Anwalt, Aleksey Filiptschenko, das Gerichtsgebäude, übergoss sich mit Benzin und setzte sich anschließend mit einem Streichholz in Brand. Zuvor hatte Filiptschenko den Fall der Rentnerin Alevtina Woronowa bearbeitet, die ihre Wohnung mehrere Jahre lang mit einem Fremden teilte, der die Nebenkosten nicht bezahlte. Das Gericht gab ihrem Anspruch auf Rückgabe der Quadratmeter nicht statt, und sie legte Berufung bei Filiptschenko ein. Aus Protest schlossen sie sich in der Wohnung ein und ließen niemanden herein, wofür sie am 8. Juli 1998 verurteilt wurden. Während des Prozesses verlor Woronowa das Bewusstsein und wurde ins Krankenhaus gebracht, während Filiptschenko, als er dies sah, einen Drei-Liter-Kanister mit Benzin herausnahm und einen Akt der Selbstverbrennung beging. Die Ärzte stellten fest, dass 80 Prozent seines Körpers verbrannt waren. Alexei Filiptschenko starb am 31. Juli 1998 an seinen Verletzungen[1].
Am 24. November 2011 kam die Nachricht vom Selbstverbrennungsversuch aus der Strafkolonie in Iwatsewitschy. Uladzimir Obuchowskij, ein behinderter Häftling der Gruppe 2, hat sich mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und selbst angezündet. Man schaffte es, die Flammen zu löschen und er wurde mit Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht. Gerüchten zufolge waren dem Fall erstmal Probleme mit der Verwaltung der Kolonie vorausgegangen. Der Häftling wurde mit 30 Prozent Hautverbrennungen auf die Intensivstation eingeliefert[2].
Am Morgen des 9. Juni 2017 übergoss sich eine 55-jährige Mitarbeiterin von OAO „Komintern“ mit Sitz in Gomel mit einer brennbaren Flüssigkeit und setzte sich am Kontrollpunkt des Unternehmens in Brand. Vor dem Akt der Selbstverbrennung sagte die Frau, dass ihr „18 Jahre Berufsjahre gestohlen worden seien“. Das Unternehmen bestätigte, dass die Frau aus Gomel mit der Registrierung ihrer Rente beschäftigt war und die notwendigen Dokumente für die Rente nicht aus Russland geschickt wurden, wo sie lange Zeit gearbeitet hatte. Den Arbeitern, die das Drehkreuz am Eingang reparierten, gelang es, die Flamme zu löschen. Bei dem Opfer wurden Verbrennungen an 50 % des Körpers diagnostiziert[3]. Am 18. Juni wurde bekannt, dass sie im Krankenhaus verstorben ist [4].
Am Samstag, den 19. September 2020, fand in Smolewitschi ein Akt der Selbstverbrennung statt. Ein 36-jähriger Bewohner des Dorfes Zadomlja im Bezirk Smolewitschi kam zum Gebäude der Kreispolizeidienststelle Smolewitschi, übergoss sich mit Benzin und zündete sich an. Die Mitarbeiter der Kreispolizei konnte das Flamme löschen. Zuvor war der Mann auf der Polizeiwache wiederholt festgehalten und möglicherweise gefoltert worden. Es ist bekannt, dass der Mann vor dieser Selbstverbrennung mehrmals die Polizei gerufen und mit Selbstmord gedroht hatte. Nach der Selbstverbrennung wurde er in ein Krankenhaus gebracht, wo 84 Prozent Verbrennungen am Körper, einschließlich Verbrennungen der Atemwege, diagnostiziert wurden[5]. Am 25. September starb der Mann im republikanischen Brandverletzungszentrum.
Am 22. Januar 2021 fand ein Selbstverbrennungsversuch in der Nähe des Regierungshauses in Minsk statt. Pawel Bankowskij, 35-jähriger Bürger von Minsk, übergoss sich mit einer brennbaren Flüssigkeit und setzte sich selbst in Brand. Die Flammen wurden von den Wachen des Regierungsgebäudes an ihm gelöscht. Dann wurde das Opfer in das republikanische Brandverletzungszentrum gebracht – mehr als 50 % seines Körpers waren verbrannt. Es ist bekannt, dass Pawel als Obus-Fahrer arbeitete und in seiner Freizeit engagierte er sich für den Wiederaufbau im Ritterklub „Schneeleopard“, interessierte sich für die Geschichte vom Großfürstentum Litauen, nahm an Straßenaktionen der 2000er Jahre teil und unterstützte die Bewegung „Zubr“[6].
[1] https://history.nn.by/?c=ar&i=224158&lang=ru
[2] https://news.tut.by/society/260943.html
[3] https://news.tut.by/accidents/546681.html
[4] https://news.tut.by/society/547904.html
[5] https://news.tut.by/accidents/700984.html
[6] https://nn.by/?c=ar&i=267082&lang=ru