Der litauische Aktivist Valdas Bartkevicius betonte schon nach der Flugzeugentführung am 23. Mai, dass sich die litauische Premierministerin Ingrida Šimonytė wieder vermehrt dem Thema Belarus widmet. In diesem konkreten Fall brauchte ein junger talentierter Musiker ihre Hilfe.

Der Elftklässler Arseniy Leonov kam zusammen mit seiner Mutter Natalia und seinem Vater Vitaly im Februar 2021 nach Vilnius. Die Eltern des Jungen sind Schauspieler aus Grodno, die von „Unser Haus“ zusammen mit dem Verein „Dapamoga“ als Teil einer von den zehn Theaterensembles vor den Repressionen gerettet wurden und nun die Möglichkeit haben, in Litauen ihren geliebten Beruf weiterzuführen. Viele Schauspieler kamen zusammen mit ihren Familien. Die Kinder wurden in Schulen gebracht, aber für Arseniy der in diesem Jahr seinem Abschluss machen sollte, hörten die Probleme damit nicht auf.

An der litauischen Schule musste Arseniy eine Prüfung in litauischer Sprache und litauischer Literatur ablegen, für die er vor Ende des Schuljahres keine Zeit zum Lernen gehabt hätte. Daher haben die Eltern des Jungen sich darum bemüht, dass ihr Sohn ein Abschluss erhalten könnte, ohne die Prüfung zu bestehen. „Es bleibt zu wenig Zeit, um die Sprache zu lernen, und der talentierte junge Mann ist bereits eingetragener Student an der Warschauer Musikhochschule, da er mehrere internationale Musikwettbewerbe gewinnen konnte“, sagte Valdas Bartkevicius. – Es gibt keine Zeit, denn nächstes Jahr wird es kein Bewerbungsmöglichkeiten geben, was bedeutet, dass er mindestens zwei Jahre warten müsste“.

Arseniy war daraufhin entschlossen, für seinen Abschluss nach Belarus zurückzukehren, aber dort könnte ihn eine Gefängnisstrafe erwarten, da das Regime jeden Tag immer mehr Belarusen hinter Gitter bringt. Bei einem Treffen mit dem Leiter des litauischen parlamentarischen Menschenrechtsausschusses, Tomas Vytautas Raskevičius, wurde sich auch mit der Frage beschäftigt, ob er der Umstände wegen trotzdem einen Abschluss erhalten könnte.

– Kęstutis Vilkauskas, Mitglied der Seimas, wurde ebenfalls angefragt. Er riet dazu, sich an das Bildungsministerium zu wenden. Ich beschloss jedoch, mich direkt an die litauische Premierministerin Ingrida Šimonytė zu wenden, mit der ich schon im August 2020 während der Aktionen zur Unterstützung der Belarusen Kontakt aufgenommen hatte. Als sie hörte, dass Arseniy im Rahmen des ICCI-Programms „Unser Haus“ nach Litauen gekommen war, machte sie die das Problem zur Chefsache und versprach, einen Weg zu finden, Arseniy einen Abschluss auszuhändigen, ohne die litauische Sprachprüfung zu bestehen.

Der Mentor der Familie wurde von der Regierung kontaktiert und teilte mit, dass das Problem mit rechtlichen Gründen und Ausnahmen gelöst werden könnte, da Arseniy Leonov die Prüfungen nicht ablegen könne. Mehrere Wochen lang gab es Gespräche mit der Schulverwaltung und den Eltern des Absolventen. Schlussendlich hatte er am 17. Geburtstag die Möglichkeit, die Schule ohne die genannten Prüfungen zu beenden und kann schon in diesem Jahr seiner Passion nacheifern und anfangen zu studieren.

– Der Direktor der Schule war sich anscheinend nicht aller Nuancen bewusst. Dieser Fall kann als Präzedenzfall dienen – jetzt können andere Elftklässler, deren Familien vor den Repressionen nach Litauen fliehen, ohne Panik vor unlösbaren Prüfungen die Schule abschließen, und die Verwaltung von Bildungseinrichtungen wird wissen, wie sie in solchen Fällen vorgehen soll, so Valdas Bartkevicius.

Das Team von „Unser Haus“ und der öffentlichen Vereinigung „Dapamoga“ danken der litauischen Regierung für die Unterstützung der Belarusen, die sich nicht nur in Worten, sondern auch in sehr wichtigen Aktionen ausdrückt. Dank der Solidarität einer großen Anzahl von Menschen kann nun der Traum eines talentierten Kindes wahr werden. Und wir glauben, dass die Zusammenarbeit und Hilfe von Erwachsenen all den belarussischen Kindern helfen werden, die gezwungen sind, sich in Litauen verstecken müssen, bevor sie nach Hause zurückzukehren können.

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