Dieses Monitoring der Ereignisse von August bis November 2020 ist der staatlichen Verfolgung und Repression gegen Geistliche und Gläubige verschiedener Glaubensrichtungen gewidmet.
Für den Zeitraum August-November 2020 in Belarus:
– Mindestens acht Geistliche wurden in die verwaltungsrechtliche Haftung gebracht
– Mindestens 24 Gläubige wurden während des Gebets festgenommen und in die verwaltungsrechtliche Haftung gebracht
– Drei inhaftierte Gläubige wurden speziellen Mitteln, Schlägen und Folter ausgesetzt
– Drei Geistliche waren administrativem Druck ausgesetzt
– Ein Priester wurde strafrechtlich verfolgt
– Kinder wurden aus einer Familie von Gläubigen entnommen
– Ein Gläubiger wurde strafrechtlich verfolgt
– Ein Katholischer Hauptpfarrer kann nicht nach Belarus zurückkehren
Hier sind Beispiele für unterdrückte Geistliche und Gläubige verschiedener Glaubensrichtungen.
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Der Gläubige der Baptistenkirche Sergej Melyanets wurde während des Gebets im Zentrum von Minsk von einer speziellen Polizeieinheit (OMON) geschlagen, obwohl er nicht an der Aktion teilnahm.
Während seiner Prügel wurden spezielle Mittel eingesetzt: ein Elektroschocker und ein Schlagstock. Aufgrund eines Stromschlags wurde Sergej ins Krankenhaus eingeliefert, bei ihm wurde ein Herzinfarkt, eine Tachykardie und ein verschwommenes Bewusstsein diagnostiziert.
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Baptist Nikolai Melyanets wurde festgenommen, geschlagen und Elektroschocks ausgesetzt, weil er auf der Straße betete. Später wurde er in eine Untersuchungshaftanstalt in Zhodino gebracht, wo er mehrere Stunden lang illegal festgehalten und später freigelassen wurde.
Baptist Alexey Melyanets wurde während des Gebets auf der Straße festgehalten, gefoltert, geschlagen, festgenommen und wenige Stunden später freigelassen.
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Der katholische Priester Alexander Fedotov wurde zu 8 Tagen Verwaltungshaft nach Artikel 23.34 des Ordnungswidrigkeitsgesetzes der Republik Belarus (OWiG RB) verurteilt, da er am 9. August mit den Freunden und Verwandten durch die Stadt spazierte |
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Der katholische Priester Eduard Sinkevich wurde nach Artikel 23.34 des OWiG RB zu zehn Tagen Haft verurteilt, da er am 9. August durch die Stadt spazierte. |
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Der griechisch-katholische Priester Igor Kondratyev wurde zur Staatsanwaltschaft eingeladen, wo er Drohungen erhielt, seine Gemeinde aus dem Stadtregister entfernen zu bekommen. Der Grund dafür war seine Rede am 16. August im Zentrum von Brest bei einem Treffen der Verwaltung und der Sicherheitskräfte mit Bürgern, während der er den Bürgermeister der Stadt Alexander Rogachuk aufforderte, sich persönlich mit der Freilassung von Gefangenen aus der Untersuchungshaftanstalt zu befassen. |
Der Protestant Wladimir Mayorov wurde festgenommen, weil er versuchte, den OMON zu predigen. Er wurde nach Art 23.34 OWiG RB (Verstoß gegen die Anordnung zur Abhaltung von Massenveranstaltungen) verfolgt und zu 10 Tagen Haft verurteilt.
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Der Blogger und christliche Aktivist, der Protestant Taras Telkovsky, wurde während eines Spaziergangs in Minsk festgenommen. Er wurde nach Art 23.34 OWiG RB verfolgt und eine Geldstrafe von 810 BYN bekommen. |
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Während des „Marsches der Solidarität“ der Frauen wurde Katholikin Maria Bulatovskaya festgenommen und später in die verwaltungsrechtliche Haftung gemäß Artikel 23.34 des OWiG RB gebracht. |
- Am 31. August wurde an der Grenze zwischen Polen und Belarus die Rückkehr an den Leiter der Konferenz der katholischen Bischöfe von Belarus, Metropolit von Minsk und Mogilev, Tadeusch Kondrusievicz ohne Erklärung verweigert.
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Zur gleichen Zeit wurde dem Kondrusievicz seine belarussische Staatsbürgerschaft nicht entzogen. Später teilte das Innenministerium mit, dass Kondrusieviczs Reisepass für ungültig erklärt wurde. Zuvor kritisierte Kondrusievicz öffentlich die Abhaltung von Präsidentschaftswahlen in Belarus am 9. August 2020. |
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Orthodoxe Priester Vladimir Drobyshevsky wurde zur Vernehmung in der Polizeiabteilung eingeladen, wo zwei Protokolle über Verwaltungsvergehen gegen ihn erstellt wurden (Art 23.34 OWiG RB). Am selben Tag befand das Gericht ihn für schuldig an zwei in den Protokollen beschrieben Episoden und verurteilte ihn zu insgesamt 25 Tagen Haft. |
In der Isolationshaftanstalt (IHA) erniedrigten ihn die Beamten, zwangen ihn, seine Unterwäsche für eine Suche auszuziehen, nahmen ihm das Kreuz weg und versuchten, die Soutane wegzunehmen. Lebensmittel, die ihm seine Verwandte zuschickten, bekam er in unvollstandigen Menge.
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Während der Aktion wurden alte Gläubige, Ehegatten Natalia und Herman Snezhkov, sowie zwei ihrer minderjährigen Kinder festgenommen. Am 28. September wurde Herman zu 14 Tagen Haft nach Art 23.34 des OWiG RB verurteilt, und auch strafrechtlich verfolgt nach Teil 2 Art 363 des Strafgesetzbuchs RB (Widerstand gegen einen Angestellten der Behörde für innere Angelegenheiten, verbunden mit Gewalt oder der Androhung derer Einsatzes). In der Nacht des 30. |
September kamen Polizeibeamte ins Haus der Familie Snezhkov mit einer Durchsuchung, beschlagnahmten einen Laptop und ein Handy. Natalia Snezhkova wurde in die IHA und zwei Kinder wurden in ein Waisenhaus gebracht. Die Polizei sucht auch nach den erwachsenen Kindern der Snezhkovs, die getrennt von den Eltern lebten. Schlisslich gelang es den Eheleute Snezhkov mit ihren minderjährigen Kindern zu fliehen, jetzt sind sie im Ausland.
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Das Gericht gab eine Warnung nach Art 23.34 des OWiG RB an den orthodoxen Priester Alexander Bogdan für das Blumenlegen in der Nähe der Volkovysk Military – Historical Museum namens Bagration in Erinnerung an K. A. Shishmakov, seinen ehemaligen Direktor, der unter unklaren Umständen starb. |
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Alexander Zilindz, Gefäßchirurg der LODE-Klinik in Belarus, wurde festgenommen, weil er auf der Straße betete. Er wurde nach Art 23.34 OWiG RB verfolgt, sein Prozess sollte am 30. September 2020 stattfinden. An diesem Tag kamen viele Menschen zum Gerichtsgebäude, um ihn zu unterstützen. |
Menschen, die sich in der Nähe der Kirche von St. Kirill und Methodius am Stadtrand zum Gebet versammelten, wurden vom Beamten des Innenministeriums selektiv festgenommen und zur Polizei gebracht. Sie wurden ohne Protokoll verhört, von ihnen wurde verlangt, Gadgets zur Überprüfung zu übergeben. Die Inhaftierten wurden später freigelassen.
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Der orthodoxe Priester Alexander Bogdan wurde zum zweiten Mal gemäß Artikel 23.34 des OWiG RB wegen Teilnahme an einer autorisierten Aktion, die am 16. August 2020 stattfand, vor Gericht gestellt und eine Warnung bekommen. Bei der Sammlung von Ermittlungsmaterialien versuchten die Beamten des Innenministeriums das Protokoll zu schmieden und verweigerten Bogdan das Recht auf einen Anwalt. |
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Der Prozess gegen die Katholikin Irena Bernatskaja fandstatt. Sie wurde in die verwaltungsrechtliche Haftung nach Art 23.34 OWiG RB gebracht und eine Geldstrafe von 810 BYN für die Teilnahme am Gebet in der Nähe der Farny-Kirche in Lida bekommen. |
Die Generalstaatsanwaltschaft kündigte dem Vorsitzenden der Synodalinformationsabteilung der belarusischen orthodoxen Kirche Sergej Lepin und dem Vikar Bischof der Minsk-Mogilev-Erzdiözese der katholischen Kirche Juri Kosobutski offizielle Warnungen über die Unzulässigkeit eines Verstoßes gegen das Gesetz an.
Beide kritisierten die Demontage des spontanen Denkmals für Roman Bondarenko.
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Das Gericht des Bezirks Ivacevichi hielt ein Verwaltungsverfahren nach Art 23.34 OWiG RB gegen den Priester der belarusischen griechisch-katholischen Kirche Vitaly Bystrov. Priester wurde für das Stehen neben einem inhaftierten Radfahrer mit einer Weiß-Rot-Weißen Flagge verhaftet. Er gab seine Schuld nicht zu. Das Gericht verurteilte den Priester zu 10 Tagen Verwaltungsverhaftung. |
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Polizisten nahmen den Priester Viktor Shchuk, den griechisch-katholischen Priester Alexej Woronko und ihren Freund Alexei Korjakow während des Gebets auf der Straße fest. Polizeibeamten erstellten Protokolle nach Art. 23.34 des OWiG der Republik Belarus. Am 9. Dezember fand in Witebsk ein Prozess über sie statt, die Fallmaterialien wurden zur Überarbeitung geschickt. |
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Der orthodoxe Priester Sergej Rezanovic ist wegen des Verdachts der Beteiligung an einer terroristischen Organisation festgenommen worden.
Den Ermittlungen zufolge war er an Brandstiftungen des Hauses und dem Auto von Polizisten in Komplizenschaft mit dem politischen Gefangenen Nikolai Autukhovich beteiligt. Im Moment befindet sich der Priester in einer Untersuchungshaftanstalt. |
Die Materialien basieren auf Medienberichten, auf der Kommunikation zwischen Freiwilligen und Menschenrechtsaktivisten von „Unser Haus“ mit Opfern und deren Angehörigen sowie Informationen anderer Menschenrechtsorganisationen und Menschenrechtinitiativen.