Die Aktion fand in der litauischen Hauptstadt am Vorabend des Internationalen Frauentags statt. Daran nahmen Vertreter*innen der belarussischen Diaspora und Litauer*innen teil, denen der belarussische Protest nicht gleichgültig ist. Auch die Leiterin des Internationalen Zentrums für bürgerliche Initiativen „Unser Haus“ Olga Karatsch ging in Vilnius auf die Straße, um die unterdrückten belarussischen Frauen zu unterstützen.

In den schwierigen Augusttagen nach der Präsidentschaftswahl rückten die Frauen schnell an die vorderste Front der Protestbewegung. Im September begannen beispielsweise die Frauenmärsche gegen Gewalt. Mutige belarussische Frauen trugen kreative Kostüme, gingen mit Blumen und Luftballons in den Händen auf die Straße – und stellten sich dem Widerstand der männlichen Ordnungshüter. In diesen Monaten durchliefen Tausende von Mädchen und Frauen aller Alters- und Berufsgruppen die Gefängniszellen und Untersuchungshaftanstalten. Gegen sie, die friedlichen Demonstrantinnen, wurden mindestens 141 Strafverfahren eingeleitet. Dabei wurden 38 belarussische Frauen bereits als politische Gefangene anerkannt und verurteilt.

Diesen mutigen und starken Belarusinnen, die unter dem Regime gelitten haben und weiter leiden, war der Vilniuser „Marsch der Blumen“ gewidmet. Die Prozession begann am Litauischen Seimas (dem Parlament) und ging entlang der Hauptstraßen von Vilnius: Von der Gediminos-Allee zum Domplatz und dann zum Rathausplatz, insgesamt etwa 3 Kilometer.

Die Blumen, in den Händen der Demonstrantinnen, waren das Symbol des Marsches. Und das hat einen Grund – ein paar Monate zuvor gingen belarussische Frauen in Minsk und anderen Städten des Landes auf genau die gleiche Art und Weise auf die Straße. Die Blume ist ein charakteristisches Merkmal für Frauenmärsche und Solidaritätsaktionen. Außerdem sind Blumen ein Symbol für den kommenden Frühling und ein hervorragendes Geschenk zum Internationalen Frauentag.

Wahrscheinlich würde jede Belarusin, die jetzt vom Lukaschenko-Regime als Geisel gehalten wird, davon träumen, an dem Marsch teilzunehmen. Deshalb haben die Demonstrantinnen nicht nur Blumen und weiß-rot-weiße Fahnen mitgebracht, sondern auch Porträts von belarussischen Protestführerinnen. So gingen sie ebenfalls durch die Straßen von Vilnius, auch wenn sie nicht physisch anwesend waren.

Am Abend des Internationalen Frauentages möchten wir darauf hinweisen: Die belarussischen Frauen verdienen Blumen, keine absurden Strafverfolgungen, Drohungen und Schlagstöcke. Deshalb ruft das Internationale Zentrum für bürgerliche Initiativen „Unser Haus“ die internationale Gemeinschaft dazu auf, den Umständen Aufmerksamkeit zu schenken, unter denen die mutigen belarussische Frauen in Gefängnissen ums Überleben kämpfen. Hinzu fordern die Freilassung der weiblichen politischen Gefangenen und die Abschaffung der Strafverfolgung auf Basis unverhältnismäßiger Gesetze.

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