Die Studentengemeinschaft war schon immer der Motor des Protests und hat aktiv Veränderungen in der Geselschaft unterstützt. Belarus war keine Ausnahme – es waren Studenten, die sich im August dem Kampf gegen Lukaschenkas Regime anschlossen. Die Regierung versäumte es nicht mit Repressionen zu reagieren – in der Folge landeten Studenten belarussischer Universitäten auf der Anklagebank, im Gefängnis oder sie flieen im Ausland.
Am 10. August 2020 wurden bei einer nicht genehmigten Protestaktion in Brest mehr als 30 Personen festgenommen und beschuldigt an Massenunruhen teilgenommen und 29 Polizisten körperlich verletzt zu haben. Der Student der Polytechnischen Universität Brest, Ilya Migno, saß auf der Anklagebank. Er wurde am 18. August festgenommen, seine Eltern wurden nur durch seinen Anwalt informiert. Das Haus von Ilya wurde durchsucht. Zunächst befand sich der Junge in Untersuchungshaft, und man versprach ihm ihn in drei Tagen freizulassen, doch dann wurde er in ein Untersuchungsgefängnis verlegt mit der Begründung, er sei in einer Strafsache inhaftiert.[1] Am 7. Oktober wurde Ilja zum politischen Gefangenen erklärt. Er wurde zu 4,5 Jahren Gefängnis verurteilt.
Am 1. September begannen die Studentenproteste. An diesem Tag marschierten Kolonnen von Studenten und Lehrern aus mehreren Universitäten der Hauptstadt durch das Zentrum der Stadt. Mindestens 80 Personen wurden festgenommen, die meisten von ihnen Studenten.[2]
Am 4. September kam es an der Staatlichen Linguistischen Universität Minsk zu gewaltsamen Verhaftungen von Studenten. Etwa 50 Leute protestierten hier, indem sie die „Marseillaise“ auf Englisch sangen, in diesem Moment stürmten Bereitschaftspolizisten in das Gebäude und riefen: „Wenn ihr nicht zum Unterricht geht, werden sie euch jetzt alle wegbringen“. Die Jungs aus der Gruppe der Demonstranten wurden grob festgenomen und die Mädchen wurden beschimpft. Die Verwaltung der Universität war am Ort der Inhaftierung von Studenten, aber sie haben nichts gegen solchen Eingrifen der Gesetzeshüter gemacht. Fünf Personen wurden in der Universität festgenommen. Die Polizei berichtete, dass die Studenten wegen früher begangener Straftaten festgenommen wurden.[3]
Am 12. September nahmen die Ordnungshüter einen 21-jährigen Studenten in der Nähe der U-Bahn-Station „Victory Square“ grob fest. Zuerst schlugen ihm Leute in Sturmhauben und olivgrünen Uniformen auf die Nase, dann zerrten sie ihn zum Bus ohne Nummernschilder, wo sie anfingen ihn zu treten und zu schreien, dass er ein „Koordinator aus Polen“ sei, und ihn dann psychologisch unter Druck setzten: sie befahlen ihm zu gestehen. Nachdem sie das Telefon des Student gefunden hatten, schlugen sie ihn erneut und verlangten dabei sein Passwort zu sagen. Der Junge sagte, dass ihm mit Vergewaltigung, Strafverfahren und 5 Jahren Gefängnis gedroht wurde. Nach seinem Aufenthalt im ROVD (Polizeiderektion des Bezirks) wurde er mit dem Krankenwagen abtransportiert. Die Ärzte diagnostizierten bei ihm ein Schädel-Hirn-Trauma, eine mittelschwere Hirnblutung, eine gebrochene Nase, mehrere Prellungen und Verletzungen am Körper.[4]
Am 13. September wurde der Student des vierten Studienjahres der Belarussische Staatliche Universität für Informatik und Radioelektronik Michail Klachkow verhaftet. Bei der Verhandlung am 15. September gab der Mann zu, dass die Beamten des ROVD, wohin er nach der Verhaftung gebracht wurde, ihm Körperverletzungen zugefügt haben. Auf den offiziellen Kanälen des Innenministeriums wurde jedoch ein Video gepostet, in dem Mikhail sagt, dass er in Wirklichkeit nicht geschlagen wurde, er wollte nur eine Aufmereksamkeit in den Medien zu bekomen. Mikhail wurde unter Berufung auf Artikel 23.34 (Teilnahme an einer nicht genehmigten Massenveranstaltung) zu 10 Tagen Arrest verurteilt.[5]
Am 16. September meldete sich Mikhails Klassenkamerad Dzmitry Mazuro in der Nähe des Haupteingangs seiner Universität zu Wort und äußerte seine Einstellung zu dem, was Mikhail widerfahren ist. Danach wurde er von unbekannten Personen in Zivil angesprochen und zu einem Gespräch aufgefordert. Am 25. September wurde Dzmitry verhaftet. Am 28. September wurde Dmitriy wegen zweier Artikel vor Gericht gestellt: 23.34 und 23.4 – er wurde zu 23 Tagen Gefängnis verurteilt. Später wurde die Strafe um weitere 15 Tage verlängert, so dass Dmitriy 38 Tage im Gefängnis verbrachte. Nach seiner Entlassung wurde ihm ein Strafverfahren angedroht, und er musste nach Vilnius flieen.[6]
Am 21. September wurde der 20-jährige Viktor Aktistau, ein Student im vierten Jahr am Institut für Unternehmertum in Minsk, festgenommen. Er wurde nach Artikel 364 des Strafgesetzbuches (Gewalt gegen einen Polizeibeamten) angeklagt. Laut Victor hat er bei einer Protestkundgebung am 10. August versucht sich gegen die Bereitschaftspolizei zu wehren und wurde festgenommen. Die Verwandten konnten den Junger lange Zeit nicht finden. Er erzählte ihnen, dass er von Vollzugsbeamten geschlagen worden war. Der verletzte Bereitschaftspolizist erlitt durch die Aktionen des Studenten nur leichte Schürfwunden und Kratzer an der Stirn, schätzte aber den moralischen Schaden auf 2.000 Rubel. Am 21. September wurde Victor erneut verhaftet – während der Untersuchung wurde der Artikel aufgrund mangelnder Beweise dreimal geändert. Am 30. Dezember wurde Victor Aktistau zu 2,5 Jahren Haft in einer allgemeinen Regime-Strafkolonie verurteilt. Am 27. Januar wurde er zu einem politischen Gefangenen erklärt.[7]
Am 19. Oktober verhaftete die Polizei den 17-jährigen Maksim Babich, einen Studenten der Staatlichen Automobilhochschule Minsk, der an einem Herzfehler leidet. Ihm wurde die Teilnahme an der Blockade der Straße im Minsker Mikrobezirk “Serebrjanka” am Abend des 13. Oktober vorgeworfen (Artikel 342 des Strafgesetzbuches). Am 5. November wurde Maksim zu einem politischen Gefangenen erklärt. Am 22. Dezember fand der Prozess gegen Maksim Babich und zwei weitere Angeklagte statt – es ist bemerkenswert, dass die Opfer des Falles keine Ansprüche gegen sie hatten. Maksim wurde zu drei Jahren eingeschränkter Freiheit ohne Einweisung in eine Justizvollzugsanstalt verurteilt.[8]
Am 26. Oktober wurde Alina Astafieva, 19-jährige Studentin im dritten Jahr der Belarussischen Nationalen Technischen Universität, bei der Protestaktion brutal festgenommen und von den Ordnungshütern ins Gesicht getreten. Vor dem Marsch hatte sich das Mädchen aktiv an Protestaktivitäten beteiligt: Sie nahm an den Märschen teil und schrieb Beiträge in sozialen Netzwerken. Nach der Verhaftung verbrachte sie etwa 30 Stunden in der Untersuchungshaft in Zhodzino. Bei ihrer Ankunft wurde sie in einem Keller mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen. Am 29. Oktober wurde Alina mit vielen Erklärungen und Gesprächen von der Universität verwiesen.
Anton Yanetski, Student im dritten Jahr der Belarussischen Nationalen Technischen Universität, nahm vor seiner Verhaftung im Oktober an verschiedenen Aktionen und Märschen teil, war Mitglied einer unabhängigen Gewerkschaft, unterstützte die unterdrückten Studenten und half ihnen gegen ihren Ausschluss zu klagen. Bis zum 26. Oktober hatte er Glück, es gab keine besonderen Probleme bei den Kundgebung, außer beschädigter Kleidung. Am 26. Oktober wurde er in das Polizeirevier des Bezirks Pershamaiski gebracht, wo er schwer geschlagen wurde und später in das Zhodzino Untersuchungshaftanstalt. Der Student wurde wegen einer Maske mit Symbolen geschlagen. In die Zelle für 10 Personen war 23 Menschen untergebracht. Es gab keine Rede von Bettzeug oder Matrazen- nur ein Eisengestell als Bett. Am 30. Oktober wurde Anton ausgewiesen und erhielt eine Vorladung zum Einberufungsamt. Der Junge kam nicht – er war wegen eines Verdachts auf Coronavirus krankgeschrieben. Er bekam Überweisungen für einige Untersuchungen und eine Vorladung für Februar. Es kam jedoch zu einer längeren Einberufung – die Ärzte wurden gezwongen seinen Krankenstand zu beenden, er wurde unter Eskorte zu Untersuchungen mitgenommen und er wurde zur Armeedinst verpflichtet. Aber er wurde Anton ins Krankenhaus eingeliefert. Nachdem er dort untersucht wurde, entschied er Belarus zu verlassen. Die Eltern wurden darüber informiert, dass die Gesetzeshüter ihn aufsuchten und behaupteten, sie würden seine Auslieferung aus der EU verlangen. Gegen Anton wurde in Belarus ein Strafverfahren nach Artikel 342 des Strafgesetzbuches eingeleitet.
Am 27. Oktober wurde der 21-jährige Student der Belarussischen Staatlichen Universität für Informatik und Radioelektronik Artem Vinokurov festgenommen. Nach Angaben des Innenministeriums betrat er am 26. Oktober zusammen mit anderen Studenten das Klassenzimmer, in dem der Unterricht stattfand und begann die Studenten aufzurufen dem Streik anzuschließen. Nach dem Verweis des Dekans, beschimpfte Artem ihn und begann ihn zu drohen. In dem Video des Pressedienstes des Innenministeriums sagte der Student, dass seine Aktionen von einer unbekannten Person über Telegram koordiniert wurden. Artem wurde nach Artikel 342 des Strafgesetzbuches (Organisation und Vorbereitung von Handlungen, die die öffentliche Ordnung grob verletzen) angeklagt. Am 22. Januar stand Artem Vinokurov vor Gericht – er wurde zu drei Jahren eingeschränkter Freiheit ohne Einweisung in eine Justizvollzugsanstalt verurteilt.[9]
Am 27. Oktober wurden fünf 17-jährige Studenten der Belarussischen Staatlichen Universität (vier Jungen und ein Mädchen) bei der Solidaritätsaktion festgenommen. Vier Jungs wurden von Ordnungshütern in einem Polizeibus schwer verprügelt: bei allen wurde eine Gehirnerschütterung diagnostiziert, bei einigen ein Schädel-Hirn-Trauma, eine gebrochene Nase und andere Verletzungen. Vier Studenten wurden unter zwei Artikeln des Verwaltungsgesetzes angeklagt: 23.34 (Teilnahme an einer nicht genehmigten Massenveranstaltung) und 23.4 (Ungehorsam gegenüber einer rechtmäßigen Anordnung oder Aufforderung eines Beamten in Ausübung seiner Amtsgewalt).[10]
Am 28. Oktober wurde der Student im vierten Jahr an der Medicinischen Universitet Mikhail Khasinevich von der Uni verwiesen. Er war ein aktiver Teilnehmer der Proteste und brachte am Tag des landesweiten Streiks sogar ein Sprachrohr in die Universität. Um dem Gefängnis oder der Armee zu entgehen, ging er fast unmittelbar nach der Ausweisung ins Ausland. Zwei Wochen nach dem Rauswurf wurde ihm die Wiedereinstellung an der Universität angeboten, aber mit einer Bedingung:- zu gehorchen und mit den Protesten aufzuhören. Das Dokument über Mikhails Wiedereinstellung wurde für ihn von seinen Eltern besorgt, die sich weigerten es zu unterschreiben.[11]
Am 1. November wurde der Student im vierten Jahr an der Belarussischen Staatlichen Universität für Informatik und Radioelektronik Ian Solonovich während eines Sonntagsmarsches festgenommen. Ian verbrachte bis zum 10. November ohne jeglichen Kontakt zu seiner Familie. Während seines Aufenthalts im Zentrum für vorläufig Festgenommene in der Akrestina-Straße gestand er, dass er an 15 Kundgebungen teilgenommen hatte. In diesem Monat wurde er in sechs Prozessen verurteilt – er wurde zu 114 Tagen Haft verurteilt, von denen er 86 Tage hinter Gittern verbrachte. Im Gefängnis schufen sie unerträgliche Bedingungen für ihn: er wurde nicht auf Spaziergänge gelassen, er war einen Monat lang nicht unter der Dusche. Es ist erwähnenswert, dass er im Sommer einen Teilzeitjob im Wissenschaftlich-Technischen Zentrum des KGB bekam. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis verließ Jan das Land.[12]
Am 10. November wurden fünf Studentinnen, darunter zwei Minderjährige, bei einer Solidaritätsaktion in der Nähe von Belarussische Staatliche Universität festgenommen. Die Inhaftierten erzählten, dass die Gesetzeshüter sie mit Vergewaltigung bedrohten, sie strangulierten und schlugen die Medchen im Bus. Später wurden zwei minderjährige Mädchen freigelassen, während der Rest in das Isolationszentrum für Delinquenten gebracht wurde.[13]
Der 12. November wird für belarussische Studenten „Schwarzer Donnerstag“ genannt. An diesem Tag gab es 131 Studienverweise an den Universitäten des Landes, die Polizei leitete 23 Strafverfahren gegen Studenten ein. Die Polizei kam auch in das Büro des Verbandes der belarussischen Studenten. Es wurden Durchsuchungen in den Wohnungen von sieben Aktivisten durchgeführt. Zehn Aktivisten wurden nach Artikel 342 des Strafgesetzbuches angeklagt (Organisation oder Teilnahme an Gruppenaktionen, grobe Verletzung der öffentlichen Ordnung). Es ist bemerkenswert, dass alle inhaftierten Studenten Aktivisten der kreativen Gewerkschaften der Universitäten waren, gut studierten, die Universitäten bei Auslandspraktika vertraten und sich mit den Rektoren trafen.
Unter den am 12. November Festgenommenen war auch Alana Gebremariam, Jugendvertreterin von Swetlana Tichanowskaja, einer Absolventin der medizinischen Universität. Am 13. Januar wurde bekannt, dass ihre Haftzeit verlängert wurde. Alana wurde als politische Gefangene anerkannt.[14]
Am 12. November wurde der Aktivist der „Assoziation der belarussischen Studenten“ Gleb Fitsner, Student im vierten Jahr an der Staatlichen Linguistischen Universität Minsk, festgenommen. Er wurde nach Artikel 342 des Strafgesetzbuches angeklagt. Zunächst wurde er im KGB-Haftzentrum festgehalten, dann wurde er in das Haftzentrum #1 verlegt. Gleb wurde als politischer Gefangener anerkannt1. Am 12. Januar wurde er länger in Haft gehalten.[15]
Am gleichen Tag wurde Ksenia Syramalot, eine Studentin der Philosophie und Sozialwissenschaften der Belarussischen Staatlichen Universität, festgenommen. Der KGB kam mit einer Durchsuchung zu ihrem Haus und bat darum mit ihnen zu gehen um die Details zu klären. Aber Ksenia wurde an diesem Tag nicht entlassen. Die Haftzeit für sie wurde bis zum 12. März verlängert.[16]
Am 12. November wurde der Student im fünften Jahr an der Belarussischen Staatlichen Universität Jegor Kanetski festgenommen. Seine Wohnung wurde durchsucht, seine Ausrüstung beschlagnahmt und er wurde in das KGB-Untersuchungshaftzentrum gebracht. Am 20. November wurde er nach Artikel 342 des Strafgesetzbuches angeklagt und zu zwei Monaten Haft verurteilt. Zunächst wurde Jegor im KGB-Untersuchungshaftzentrum festgehalten, von dort wurde er in das Untersuchungshaftzentrum Nr. 13 verlegt.[17]
Iliya Trakhtenberg, ein Student im zweiten Jahr an der Belarussichen Staatlichen Univesität, wurde ebenfalls am 12. November festgenommen. Es sei angemerkt, dass Ilja an allen studentischen Protestaktionen und Streiks teilnahm. Am 29. Oktober durfte er nicht studieren – so erfuhr er, dass er wegen Fehlens ausgeschlossen worden war. Am selben Tag erhielt er eine Vorladung zum Einberufungsamt, ging dorthin und bekam eine Überweisung für eine medizinische Kommission. Am 12. November kamen die Gesetzeshüter mit einer Durchsuchung in sein Haus. Der Aktivist wurde nach Artikel 342 des Strafgesetzbuches festgenommen und zunächst im KGB-Haftzentrum und dann im Untersuchungsshaftanstalt (SIZO №1) in Gewahrsam genommen. Ilya wurde zum politischen Gefangenen erklärt.
Victoria Hrankouskaya, eine verwaiste Studentin der Belarussischen Nationalen Technischen Universität, wurde nach Artikel 342 des Strafgesetzbuches festgenommen. Zum ersten Mal wurde sie am 1. September festgenommen und gemäß Artikel 23.34 zu 15 Tagen Haft verurteilt. Nach den Herbstprotesten wurde sie des Hauses verwiesen. Am 12. November wurde sie in das KGB-Haftzentrum4 gebracht. Victoria wurde als politische Gefangene anerkannt.[18]
Am 12. November wurde die Studentin der Belarussischen Staatlichen Akademie der Künste Mariya Kalenik in der Nähe ihres Hauses entführt. Die Polizei überprüfte ihren Computer, durchsuchte ihr Zimmer und nahm die Ausrüstung, Poster und Aufkleber aus ihrer Wohnung mit. Maria wurde zum KGB gebracht, und am Nachmittag wurde ihren Verwandten mitgeteilt, dass sie eine Verdächtige in einem Kriminalfall sei. Sie wurde als politische Gefangene anerkannt.[19]
Am 12. November wurde Anastasia Bulibenka, eine Studentin im ersten Jahr an der Belarussischen Nationalen Technischen Universität, ebenfalls in das KGB-Haftzentrum gebracht. Zuvor war das Mädchen bereits zwei Mal bei den Protesten festgehalten worden. Während ihrer Inhaftierung verschlimmerte sich Anastasias Schuppenflechte, sie dürfte sich 10 Tage lang nicht duschen und erhielt keine Medikamente oder notwendige Nahrung. Nachdem sie ihre Strafe verbüßt hatte, kam Anastasia an die Universität und erfuhr bald, dass sie wegen Absentismus von der Universität verwiesen worden war. Am 12. Januar wurde ihre Inhaftierung bis zum 12. März verlängert.[20]
Eine weitere Person, die am „Schwarzen Donnerstag“ festgenommen wurde, war die Studentin der Belarusischen Pädagogischen Universität Kasia Budko, die aus Grodno nach Minsk kam. Ihre Wohnung in Minsk wurde durchsucht, sie wurde festgenommen und in das KGB-Haftzentrum gebracht. Die Durchsuchung fand auch in der Wohnung ihrer Eltern statt. Kasia war eine Aktivistin des „Verbandes der belarussischen Studenten“.[21] Sie ist als politische Gefangene anerkannt.
Ihre Freundin Yana Arobieika, ebenfalls Studentin der Belarussischen Staatlichen Pädagogischen Universität, wurde zusammen mit Kasia festgenommen. Yana half der Studentenbewegung als Freiwillige, nahm an Bildungsprogrammen teil und zeichnete Postkarten für politische Gefangene. Die Dauer von Yanas Inhaftierung wurde bis zum 12. März verlängert. Yana ist als politische Gefangene anerkannt.[22]
Eine weitere Aktivist, Danila Lavretski, sollte ebenfalls am 12. November verhaftet werden. Aber er hatte seit dem Sommer in einem sicheren Haus gelebt. An dem Tag, als seine Freunde von der „Assoziation der belarussischen Studenten“ zur Durchsuchung kamen, wurde dem Student klar, dass er aus dem Land fliehen musste. Seine Freundin, die MSLU (Minsker Staatliche Linguistische Universität )-Studentin und Aktivistin Yelizaveta Prokopchyk, ging ebenfalls mit ihm. Das Paar verließ Belarus illegal unter Umgehung Russlands und machte sich dann von Moskau aus auf den Weg in die Ukraine.[23]
Am 15. November wurde der Student Nikita Levitsky während einer Protestaktion festgenommen. Am 17. November wurde er vor Gericht gestellt und nach Artikel 23.34 zu 15 Tagen Verwaltungsarrest verurteilt. Der junger Mann hat eine Behinderung der Gruppe zwei, zusätzlich zu einem angeborenen Trauma leidet er an Asthma. Es ist zu beachten, dass gemäß Absatz 2 des Artikels 6.7 des Verwaltungsgesetzbuchs die Verwaltungshaft nicht auf Personen mit einer Behinderung der Gruppe I oder II angewendet werden kann.[24]
Vier-Jahres-Student der Belarussischen Staatlichen Medizinischen Universität, der Administrator des Telegram-Kanal „White Coats“ Vladislav Martinovich wurde am 19. November verhaftet. Die Wohnung des Student wurde durchsucht und ein Tablet, ein Laptop und ein Mobiltelefon wurden beschlagnahmt. Er wurde auch beschuldigt, ausländische Hilfe zu erhalten „um destruktive Aktivitäten zu finanzieren“. Vladislav wurde ein Verdächtiger in der Organisation und Vorbereitung von Aktionen, die grob gegen die öffentliche Ordnung (Artikel 342 des Strafgesetzbuches). Er wurde zum politischen Gefangenen erklärt.[25]
Am 22. November wurde eine 18-jähriger MSLU-Studentin während einer Protestaktion festgenommen. Sie wurde mit einem Knüppel auf den Rücken geschlagen, woraufhin sie das Bewusstsein verlor. Sie verbrachte 10 Tage in der Untersuchungshaftanstalt in Baranavichy, aus der sie mit einer geschlossenen Kopfverletzung, einer Gehirnerschütterung, einer Quetschung der Weichteile und Prellungen an der Rückseite des Oberschenkels herauskam.[26]
Am 22. November wurde der Belarussischen Staatlichen Landwirtschaftlichen Universität- Student Yan Zygmantovich aus dem dritten Jahr, der zusammen mit seiner Frau, der Belarussische Staatliche Universität für Kultur und Kunst- Studentin Yulia, an dem Marsch teilnahm, festgenommen. Während der Festnahme wurden Jans Rippen gebrochen und sein Ohr (Trommelfell) zerrissen, seiner Frau wurde an die Rippen-Verleztzung erliet und es kam zu einem Vergewaltigungsversuch. Yan war 13 Tage inhaftiert: Während dieser Zeit bekamen die Häftlinge Essen von miserabler Qualität (und verpassten manchmal Mahlzeiten), das Geschirr wurde nicht aufbereitet, sie durften nur zweimal duschen und nur einmal spazieren gehen. Das Licht in der Zelle war ständig an und niemand leistete dem Festgenommenen medizinische Hilfe. Infolgedessen wurden er und seine Frau von der Universität verwiesen und erhielten ihre Dokumente nicht zurück. Den Jungs wurde geraten aus dem Land zu fliehen.
Am 26. November wurde dem 19-jährigen Ilja Tananka, einem Studenten der Minsk Staatlichen Linguistischen Universität, der Prozess gemacht. Er wurde nach Artikel 369 des Strafgesetzbuches (Beleidigung eines Vertreters der Behörden) angeklagt. Sein „Opfer“ war der Leiter der Minsker Bereitschaftspolizei Dmitri Balaba. Laut den Fallunterlagen schrieb der Mann „Balaba ist ein Mörder“ an die Wand des Hauses in der Skrypnikava Straße, wo das “Opfer” lebte. Der Kommandant der Bereitschaftspolizei bat darum den Angeklagten mit 1000 Rubel für die Zufügung von moralischem Schaden anzuklagen. Trotz der Tatsache, dass Ilja seine Schuld zugab, wurde er zu 1 Jahr und 6 Monaten eingeschränkter Freiheit mit Einweisung in eine Anstalt des offenen Typs verurteilt.[27]
Am 26. November wurde eine weitere Person, die in den „Studentenfall“ verwickelt war, festgenommen – Tatsiana Jakelchik, eine Studentin der Belarussischen Staatlichen Universität. Vor der Festnahme wurde eine Hausdurchsuchung bei ihr durchgeführt, bei der ein Telefon und ein Laptop sichergestellt wurden. Sie wurde vom KGB-Haftzentrum, wo Tatsiana die ersten Tage nach der Verhaftung verbrachte, in das Haftzentrum Nr. 1 verlegt. Sie wurde auch wegen Gruppenhandlungen angeklagt, die die öffentliche Ordnung grob verletzen (Artikel 342 des Strafgesetzbuches).[28]
Am 30. November wurde David Zbaranski, ein 17-jähriger Student der Universität Lublin, festgenommen. Er wurde verdächtigt am 10. August in Brest randaliert und Steine auf Vollzugsbeamte geworfen zu haben. Die Polizei brachte ihn zum Untersuchungsausschuss, wo der Ermittler sagte, wenn David gesteht, würde er freigelassen werden, und wenn er nicht gesteht – würde er für 8 Jahre ins Gefängnis gehen. An seinem vierten Tag in Haft wurde David nach Artikel 293 des Strafgesetzbuches angeklagt (Teilnahme an Massenunruhen, begleitet von Gewalt gegen Personen, Pogromen, Brandstiftung, Zerstörung von Eigentum oder bewaffnetem Widerstand gegen Vertreter der Behörden). Am 30. Januar wurde Davids Inhaftierung verlängert. Während seiner Zeit in Untersuchungshaft wurde David Zbaranski von der Universität Lublin verwiesen, weil er die Sitzung nicht bestanden hatte.[29]
Am 14. Januar wurde die 18-jährige Studentin Polina Nitchenko nach einem Solidaritätskette in der State Medical University festgenommen. Das Mädchen wurde zu 17 Tagen Arrest verurteilt: sieben Tage für die Teilnahme an einer Videobotschaft gegen Gewalt und zehn Tage für die Teilnahme an der Solidaritätskette. Zuvor war das Mädchen bereits zweimal wegen der Teilnahme an Protesten zu einer Geldstrafe verurteilt worden (insgesamt 44 Basiseinheiten Geldstrafe). Polina wurde überredet zu erzählen, wer neben ihr in der Kette stand, aber sie weigerte sich. Nur sieben Tage später wurde sie zum ersten Mal in die Haftanstalt verlegt. In der Haftanstalt bereitete sich das Mädchen auf ihre Histologieprüfung vor und schickte einen Antrag an die Universität mit der Bitte diese zu verschieben, aber man kam ihr nicht auf halbem Wege entgegen. Am 1. Februar erfuhr die Studentin, dass sie von der Uni verwiesen worden war.[30]
Zusammen mit Polina wurde eine weitere Studentin der Medizinischen Universität, die ebenfalls an der Solidaritätskette teilnahm, Anastasia Leontieva, verurteilt. Anastasia gab ihre Schuld zu und sagte, dass die Polizeibeamten sie bedroht hätten um die Namen der Studenten von ihr zu bekomen, die an der Aktion teilgenommen hatten. Anastasia weigerte sich sie zu nennen, unterschrieb aber den Bericht. Daraufhin erhielt sie eine Geldstrafe von 16 Grundeinheiten.[31]
Am 16. Januar wurde der 22-jährige Belarusische Staatliche Universität- Student Eugen Kalinouski verurteilt. Er nahm an der Protestaktion am 14. Juli teil, als Viktar Babaryka und Valiery Tsepkalo nicht als Präsidentschaftskandidaten registriert wurden. Er wurde nach den Artikeln 342 (Organisation und Vorbereitung von Handlungen, die die öffentliche Ordnung schwer verletzen) und 364 (Gewalt gegen Polizeibeamte) des Strafgesetzbuches angeklagt. Der Student bekannte sich nicht schuldig und sagte, er habe nicht gegen die öffentliche Ordnung verstoßen und keine Gewalt gegen Polizeibeamte angewandt, sondern versucht illegale Aktionen von Polizeibeamten gegen Bürger zu verhindern. Er wurde zu einer 4-jährigen Haftstrafe verurteilt und außerdem verpflichtet zwei verletzten OMON-Polizisten eine Entschädigung in Höhe von insgesamt 2500 Rubel zu zahlen.[32]
Am 7. März wurden vier Studenten festgenommen. Sie nahmen Teil in die Einfürungssitzung der neuen Studienorganisation. Es war eine offizielle Veranstaltung, der in Belarus registrierten Freien Gewerkschaft. Auf der Polizeiwache wurde den Festgenommenen mitgeteilt, dass die Gewerkschaft aufgelöst worden sei, weil sie nicht beim Exekutivkomitee der Stadt Minsk registriert worden sei. Insgesamt wurden etwa 30 Studenten festgenommen, die meisten von ihnen wurden jedoch wieder freigelassen. Vladislav Kolkou, Sofia Morgunova, Stanislav Sianukevich wurden zu 15 Tagen verurteilt, Krystsina Mironenko – zu 14 Tagen.[33]
Die Repression fand nicht nur in den regionalen und republikanischen Universitäten statt, sondern auch in kleineren Städte. Ivan Pashkevich, Student im dritten Jahr an der Staatlichen Universität in Baranovichi, postete Kundgebungen und Solidaritätsaktionen in Baranavichi, schrieb Protestbeiträge in sozialen Netzwerken und war generell der Anführer der Protestbewegung an seiner Universität. Er wurde bei einer der Solidaritätsaktionen verhaftet, die Vollzugsbeamten brachten ihn in die Haftanstalt. Stimmt, der Junger hatte Glück: er ist nicht mit Gewalt konfrontiert worden. Nach erfolglosen Versuchen die Protestbewegung an der Universität wiederzubeleben, verließ Ivan die Universität.
Der Student der Staatlichen Universität Polatsk, Alexander Lon, wurde im Januar verhaftet, weil er in einem der Telegram-Kanäle einen Richter beleidigt hatte. Sie durchsuchten seine Wohnung, beschlagnahmten sein Mobiltelefon und eine Systemeinheit. Dann wurde er drei Tage lang festgehalten. Am Tag zuvor wurde er zur Staatsanwaltschaft vorgeladen. Ihm wurde eine Verwarnung gemäß Artikel 23.34 des CAO erteilt.[34]
[1] https://spring96.org/ru/news/100145
[2] https://t.me/viasna96/2334
[3] https://news.tut.by/society/699316.html
[4] http://spring96.org/ru/news/99532
[5] https://news.tut.by/society/700700.html
[6] https://news.tut.by/society/707402.html
[7] https://spring96.org/ru/news/101142
[8] https://auto.tut.by/news/exclusive/711979.html
[9] https://news.tut.by/society/716854.html
[10] http://spring96.org/ru/news/100170
[11] https://belsat.eu/news/adlichanym-studentam-prapanouvayuts-adnaulenne-ale-patrabuyuts-padparadkavatstsa/
[12] https://nn.by/?c=ar&i=267665&lang=ru
[13] https://euroradio.fm/ru/studentka-rasskazala-ob-ugrozah-posle-segodnyashnego-zaderzhaniya-v-minske
[14] https://news.tut.by/economics/707577.html
[15] https://prisoners.spring96.org/ru/person/hleb-ficner
[16] https://news.tut.by/society/717754.html
[17] https://prisoners.spring96.org/ru/person/yegor-kanetsky
[18] https://spring96.org/ru/news/100638
[19] https://mediazona.by/article/2020/12/29/gaudeamus
[20] https://nn.by/?c=ar&i=266655&lang=ru
[21] https://belsat.eu/ru/news/otets-politzaklyuchennoj-grodnenki-vozmozhno-moya-doch-popala-v-zalozhniki/
[22] https://dumka.me/yana_orobeiko
[23] https://reform.by/194825-nelegalom-cherez-granicu-za-100-na-gruzovike-studencheskij-aktivist-o-svoem-pobege-jemigracii-i-kollegah-v-sizo
[24] http://spring96.org/ru/news/100458
[25] https://mediazona.by/news/2020/11/19/narushaet-poryadok
[26] https://people.onliner.by/2020/12/04/18-letnyaya-studentka-chmt
[27] http://spring96.org/ru/news/100627
[28] http://spring96.org/ru/news/100938
[29] https://belsat.eu/ru/news/07-02-2021-priznavajsya-i-sdavaj-vseh-ili-syadesh-na-vosem-let-razgovor-s-materyu-17-letnego-politzaklyuchennogo/
[30] https://nn.by/?c=ar&i=267690&lang=ru
[31] https://news.tut.by/society/715966.html
[32] https://news.tut.by/society/715116.html