Am 11. April fand im Stadtzentrum von Vilnius eine Gedenkveranstaltung statt, die den Toten am Bahnhof Kastryčnickaja vor zehn Jahren gewidmet war. Eine Explosion forderte damals das Leben von 15 Belarusen. Ohne verlässliche Beweise ernannte Lukaschenka damals willkürlich Schuldige und ließ zwei 25-jährige Einwohner von Witebsk erschießen: Dmitry Konovalov und Vladislav Kovalev. Olga Karach, die Leiterin des «Unser Haus», gedachte auch disen beiden als Opfer.
Bei der Aktion versammelten sich Dutzende Belarusen und Litauer, die den 2011 in der Minsker Metro Getöteten gedenken wollten. Die Zeremonie begann auf dem Lukishki-Platz mit einer Rede von öffentlichen und politischen Persönlichkeiten beider Länder. Olga Karach erzählte ihre Geschichte über die Ereignisse vor zehn Jahren:
«Ich bin fest davon überzeugt, dass Dzmitry Kanavalau und Uladzislau Kavaliou nicht schuldig waren. Alle weiteren, die wegen des Verdachts dieses schrecklichen Verbrechens festgenommen wurden, hatten damit letzendlich auch nichts zu tun. Es fällt mir schwer, darüber zu reden. Ich kann dir nicht erklären, was ich gesehen habe. Ich wurde auch für ein Jahr meiner Verwandten beraubt. Das ganze Jahr über hatten sie Angst, mich anzurufen. Erst ein Jahr später begannen schüchterne Glückwünsche zum neuen Jahr und anderen Feiertagen. Ich weiß, was der Status des ‚Terroristen‘ in Belarus bedeutet. Ich weiß wie es ist, für ein Verbrechens angeklagt zu werden, wenn man nicht schuldig ist. Ich beschuldige Lukaschenka, diese und andere Terroranschläge begangen zu haben. Wir werden das nicht vergessen und werden nicht vergeben“.
Eine berührende Aufführung von Hrodna-Schauspielern half, sich an die Geschichten der Opfer, ihrer Verwandten und Zeugen der Tragödie zu erinnern. Eine der Geschichten war die Geschichte der Mutter des hingerichteten Uladzislau Kavaliou:
Am 13.April um 9 Uhr hörte ich Lukaschenkas Aussage im Radio, dass die Verbrecher festgenommen wurden und die Höchststrafe erhalten würden: die Todesstrafe. Er sagte, dass die Männer um 5 Uhr morgens alles gestanden haben. Aber das Gericht hatte keine Beweise für Ihre Schuld. Sie gestanden unter Folter. Es ist unrealistisch, einen solchen Terroranschlag allein zu begehen. Das ganze System funktionierte, und sie machten unsere Söhne schuldig. Unter anderen Umständen hätten sie wohl früher oder später die Wahrheit gesagt, so dass die Behörden sie nicht am Leben lassen könnten.»
Die Teilnehmer der Aktion erinnerten mit einer Schweigeminute an die 17 Opfer des Terroranschlags. Danach marschierten sie vom Lukishki-Platz zum Gebäude der belarussischen Botschaft. Die Leiterin der Organisation «Dapamoga» Nataliya Kolegova, die litauische Persönlichkeit des öffentlichen Lebens und Abgeordneter Valdas Bartkevichus, oder Vertreter der Stiftung «Country for Life» nahmen ebenfalls an der Aktion teil. ICCI “Unser Haus“ bekundet sein Beileid an die Verwandten und Freunde aller in einem Terroranschlag und den Aktionen der Regierung Getöteten. Wir versprechen, dass im neuen und freien Belarus Kriminelle für solche Angriffe nach dem Gesetz und dem Willen des belarussischen Volks verantwortlich gemacht werden.