Das Thema des Gesprächs war hauptsächlich die Folter und die, der Sklaverei ähnlichen, Methoden in den Haftanstalten in Belarus. Der für seinen Aktivismus bereits bekannte Litauer Valdas Bartkevicius und der Vertreter der belarussischen Werftinitiativen Oleg Moiseyev nahmen ebenfalls an dem Treffen teil.
Olga Karach erzählte Thomas Raskevicius ausführlich über die langjährige Erfahrung des Menschenrechtszentrums «Unser Haus» und über die Situationen, mit denen die Mitarbeiter des Zentrums konfrontiert waren. Herr Raskevicius lernte Jugendliche kennen, die nach Artikel 328 (Besitz und Vertrieb von Betäubungsmitteln) verurteilt wurden und für das Lukaschenko-Regime zu freien Arbeitskräften wurden.
«Meistens sind die Opfer des “Anti-Drogen“ -Artikels 16-jährige Marihuana-Raucher, die bis zu 10 Jahre Gefängnis erhalten. Lukaschenka begann die Kampagne «Kampf gegen Drogenabhängige» im Jahr 2014, nach der Wirtschaftskrise von 2011-2012, die nach den Präsidentschaftswahlen von 2010 entstand. Lukaschenka kam auf die Idee, mehrere Wirtschaftsreformen durchzuführen, aber unter dem Deckmantel «liberaler» Transformationen begann er mit dem Bau von belarussischen Arbeitslagern. Das Regime organisierte Geschäftsunternehmen direkt in den Gefängnissen und begann, Jugendliche, die nach Artikel 328 zu (für den Staat) kostenlose Arbeitskräfte verurteilt wurden, förmlich zu rekrutieren“. Für Sklavenarbeit brauchen die Behörden junge Arbeiter, die keine medizinische Versorgung benötigen. Der Gewinn des Staates von solchen Unternehmen liegt bei $ 100 Millionen pro Jahr, und das monatliche Gehalt eines Arbeitsgefangenen bei etwa 5 Cent», so Olga Karach.
Olga Karach erzählte auch von den Problemen der modernen Sklaverei in medizinischen Unterkünften und speziellen Arbeitsämtern für Alkohol-und Drogenabhängige. Ein Teil der Diskussion war auch der Aufteilung der Inhaftierten in Gruppen von «Sonderbehandlung» gewidmet. Herr Raskevicius lernte insbesondere die geschlechtsspezifischen Repressionen gegen Frauen in Belarus und den Unterschied zu den Repressionen der Männer kennen. Das Regime setzt drei Arten von Repressionen gegen belarussische Frauen ein: wirtschaftlichen Druck (meist in Form von unbezahlbaren Geldstrafen), Drohungen, die Kinder den Familien wegzunehmen und damit Druck auf alle Familienmitglieder auszuüben, sowie die grundlose Unterbringung von Frauen in psychiatrischen Einrichtungen (meistens wird diese Praxis gegen Journalisten, Blogger und Menschenrechtsverteidiger angewendet).
Tomas Vytautas Raskevicius bot den Belarusen Hilfe und Unterstützung aus dem litauischen Parlament an. Olga Karach sagte, Litauen könne die Weltgemeinschaft zu der Situation in Belarus einladen, insbesondere zu den Problemen der Folter und Sklaverei in den Gefängnissen. Um dies zu tun, wird das ICCI «Unser Haus» dem litauischen Parlament bald alle notwendigen Materialien und Daten übergeben.
Am Ende des Treffens sprachen beide Seiten auch über belarussische Migranten und Flüchtlinge in Litauen.
„Natürlich sind die Bedingungen der belarussischen Diaspora in Litauen viel besser als die Bedingungen der Belarusen in anderen Ländern. Dennoch, Belarusen stehen auch hier vor einigen Problemen: bei der Visa-Verarbeitung, medizinischen Versorgung, Jobsuche und weiteren Vorgängen für eine Beschäftigung an einem neuen Arbeitsplatz».
Nächste Woche wird Olga Karach eine Reihe von Treffen mit Vertretern der belarussischen Diaspora in Vilnius abhalten, um alle Informationen über die Probleme der Belarusen in Litauen zu sammeln und die Daten an das litauische Parlament weiterzugeben.