Der Flug der irischen Fluggesellschaft Ryanair auf dem Weg von Athen nach Vilnius, gab nur 10 Minuten vor der Landung ein Notsignal ab, drehte um und landete schließlich in Minsk. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 123 Personen an Bord, einschließlich des bekannten belarusischen Oppositionellen Roman Protasewitsch.

Der Grund für das Signal und die Notlandung war die Nachricht über eine Flugzeugbombe an Bord (Sie entpuppte sich später als eine Falschmeldung). Das Passagierflugzeug wurde mithilfe eines MIG-29-Militärkampfflugzeug in der Luft abgefangen.

Während der erneuten Überprüfung der Dokumente der Passagiere in Minsk wurde Roman Protasewitsch von den belarusischen Einsatzkräften festgenommen. Drei Stunden später gab es dann erste Berichte, dass das Flugzeug sich wieder auf den Start vorbereitete und die Passagiere (abgesehen von Roman Protasewitsch und seiner Freundin Sofia Sapega)  erneut eincheckten.  Die Menschen wurden vorher gewaltsam in einem engen Korridor im Minsker Flughafengebäude festgehalten, ohne Wasser, Essen und die Möglichkeit, auf die Toilette zu gehen. Ihre Sachen wurden auch mit Hilfe von Diensthunden gründlich durchsucht.

Protasewitsch informierte bereits vor dem Einsteigen in das Flugzeug seine Kollegen über ein komisches Interesse eines russisch sprechenden Mannes. Dieser hätte hinter ihm in der Schlange bei der Personenkontrolle gestanden und versucht, Fotos von seinen Papieren zu machen. Als Roman eingecheckt hatte, ging dieser plötzlich weg, obwohl er der Nächste in der Schlange gewesen wäre.

Es sei an dieser Stell nochmal betont, dass in Belarus Roman Protasewitsch die Todesstrafe droht! Das Regime stufte seine Aktivitäten und die Aktivitäten der Telegram-Kanäle „NEXTA“ und „Belarus golownogo mozga“ als „terroristisch“ ein, obwohl diese Kanäle nie zu solchen Aktivitäten aufgerufen haben. Sie versuchten, die Leser mit unabhängigen und neutralen Nachrichten über die kriminellen Aktivitäten der gesamten „Regierung“ und des Diktators Lukaschenko selbst zu versorgen.

Am 7. Februar 2021 reichte die Generalstaatsanwaltschaft von Belarus einen Suchbefehl an das Justizministerium Polens weiter, indem sie forderten die Leiter des Telegram-Kanals „NEXTA“ Stepan Putilo und Roman Protasewitsch zu verhaften und an sie auszuliefern.

Es ist stark davon auszugehen, dass es sich hierbei um eine Operation des belarusischen Geheimdienst handelte, welche nur einem einzigen Zweck diente – der Gefangennahme von Roman Protasewitsch. Solch ein Vorgehen ist beispiellos selbst in der jüngeren Geschichte von Belarus.

Die gewaltsame Landung eines Flugzeugs mit einer vorsätzlich falschen Terrormeldung und der Nutzung eines Kampfflugzeuges ist ein internationaler Skandal. Die internationale Gemeinschaft scheint nun auch bereit diese Aktion als Flugzeugentführung und einen staatsterroristischen Akt zu betiteln und dementsprechend zu handeln.

Der litauische Präsident Gitanas Nauseda äußerte sich nur kurze Zeit nach Bekanntwerden in einer Stellungnahme, in welcher er die Europäische Union und die NATO-Bündnisstaaten aufforderte, sofort und angemessen auf die Situation zu reagieren:

„Ich rufe die NATO und die Verbündeten der Europäischen Union auf, umgehend auf die Bedrohung der internationalen Zivilluftfahrt durch das belarussische Regime zu reagieren. Die internationale Gemeinschaft muss dringend Maßnahmen ergreifen, damit sich solche Vorfälle nicht wiederholen. Darüber werde ich morgen in Brüssel sprechen“.

Auch der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki unterstützte den litauischen Präsidenten in seiner Stellungnahme:

„Ich habe den Vorsitzenden des Europäischen Rates gebeten, die Tagesordnung des morgigen Gipfels um den Punkt „ Die sofortige Verhängung von Sanktionen gegen Lukaschenkas Regime“ zu erweitern. Die Entführung eines Passagierflugzeugs ist ein präzedenzloser Akt des Staatsterrorismus, der nicht ungestraft bleiben darf.“

Auch andere Führer und Persönlichkeiten der internationalen Gemeinschaft haben sich zu dem Vorfall geäußert. Es gab Aussagen über „den endgültigen Status eines Schurkenlandes„, und dass „Nordkorea und der Iran sich so etwas nicht leisten könnten.“

Der Botschafter von Belarus wurde in das litauische Außenministerium vorgeladen. Auch er wurde aufgefordert umgehend dafür zu sorgen, dass alle Passagiere und Besatzungsmitglieder des Fluges freigelassen werden.

Das Internationale Zentrum für Bürgerinitiativen „Nasch Dom“ verurteilt aufs Schärfste diesen Akt des Staatsterrorismus. Wir fordern die sofortige Freilassung von Roman Protasewitsch und eine angemessene und umgehende Reaktion aller Länder der Weltgemeinschaft, die meinen für Recht, Freiheit und Demokratie einzustehen. 

Stand 23. Mai 2021 | Wir werden die Entwicklungen weiter verfolgen, warten auf die Landung des Flugzeugs am Flughafen Vilnius und werden Sie auf dem Laufenden halten.

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*