Der Aktivist, erst im Januar zu Fünf Jahren Freiheitsentzug verurteilt, wurde 50 Jahre alt. Er war wie so viele im September zur Geisel des Diktators geworden. Nun kamen in den letzten zwei Wochen plötzlich keine Briefe mehr von ihm an. Laut der Gefängnisverwaltung erlitt er einen Herzstillstand.

Vitold Ashurok lebte in Berezovka. Er arbeitete als Glasbläser im Werk Neman und kümmerte sich um die Renovierung von Häusern. Bereits nach den Wahlen 2010 beteiligte er sich an Protestaktionen– damals wurde er zu 12 Tagen Haft verurteilt. Danach trat er in die Partei BNF ein und kandidierte bei Kommunal- und bei Parlamentswahlen. Er kritisierte die Erweiterung der Glasfabrik, welche die Umwelt schädigen würde, errichtete Kreuze an den Grabstätten der Teilnehmer des Aufstands von 1863-1864 und war der regionale Koordinator der Bewegung „Für die Freiheit“ in Grodno.

Der Aktivist geriet in Folge des Protestmarsches am 09. August 2020 in Lida in die Hände der Sicherheitsbeamten, als mehr als dreitausend Menschen vor das regionale Exekutivkomitee zogen. Die Aktion in der Stadt verlief ruhig, die Menschen gingen auf den Bürgersteigen und behinderten den Straßenverkehr nicht. Augenzeugen berichten, dass Vitold zur Ruhe aufrief. Aber dann wurde er festgenommen und zu mehreren Tagen Haft verurteilt, später aber vorzeitig entlassen. Am 19. September 2020 wurde Vitold erneut ins Gefängnis gesteckt – angeblich, um die verbleibende Haftstrafe abzusitzen. Aber er sollte nie wieder herauskommen.

Am 18. Januar wurde er nach Artikel 342 (Organisation und Vorbereitung von Maßnahmen, die die öffentliche Ordnung grob verletzen oder aktive Beteiligung daran) und Artikel 364 des Strafgesetzbuchs (Gewalt oder Androhung von Gewalt gegen einen Mitarbeiter der internen Gremien) verurteilt. Die fünfjährige Haftstrafe sollte Vitold im Shklovsker Gefängnis IK-17 absitzen. Am 21. Mai wurde jedoch die Frau des Aktivisten aus der Kolonie angerufen, um ihr die tragische Nachricht über den Tod ihres Mannes mitzuteilen. Es wurde bekannt, dass die Gefängnisverwaltung eine Untersuchung für die Todesursache eingeleitet hat.

Das Internationale Zentrum gesellschaftlicher Initiativen „Nash Dom“ möchte der Familie Vitold Ashuroks ihr Beileid ausdrücken. Wir hoffen, dass alle Umstände seines tragischen Todes aufgedeckt und die Verantwortlichen bestraft werden. Nach wie vor sind politische Gefangene, die der illegitime Präsident zur Abschreckung nutzt, in Lebensgefahr – schließlich ist der Tod des Grodno-Aktivisten nicht der erste in Strafvollzugsanstalten in Belarus seit Jahresbeginn. Wir rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf, ihre Aufmerksamkeit auch auf die Vorgänge in den belarusischen Gefängnissen zu richten und den Druck auf das Regime Lukashenkas aufrecht zu erhalten. Wir glauben daran, dass bald der Tag der Befreiung aller politischen Gefangenen kommen wird und keiner von ihnen mehr in Geiselhaft des Usurpators umkommen muss.

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