Während Menschen auf der ganzen Welt darüber nachdenken, wie man Wälder retten und immer mehr Bäume pflanzen kann, werden in Belarus weiter munter Kiefern und Fichten abgeholzt. Die beunruhigtesten Nachrichten kommen dabei vor allem aus Nowogrudok, Ivievsk, Pruzhany, Wolozhin, Stolbtsy, Baranowitschii und anderen Regionen. Das Fällen von Bäumen ist in Belarus keine Neuheit – schon lange vor den Wahlen im letzten Jahr kämpften die Bewohner der Bezirkszentren um die Verteidigung kleiner Plätze, Parks und Wälder. Am „Pflanze etwas“-Tag erzählen wir Ihnen, wie „Unser Haus“ für das grüne Belarus kämpft.
Im Jahr 2012 schickten Aktivisten der Bürgerkampagne „Unser Haus“ 2.000 Unterschriften von Minsker Einwohnern an die Regierung und forderten die Rekonstruktion des Parks der Völkerfreundschaft, der durch ein Sportzentrum ersetzt werden sollte. Die Aktivisten forderten, die Brunnen zu erneuern, Wege zu verlegen, Bänke aufzustellen, Spielplätze für Kinder zu bauen und Plätze zum Gassigehen für Hunde vorzubereiten. Die Stadtverwaltung reagierte mit der Aussage, dass kein Geld für den Umbau vorhanden sei. Jedoch durften sie am Ende dort keinen Sportkomplex errichten.[1]
Im Jahr 2015 wandten sich die Bewohner der Häuser an der Siegesallee in Gomel an „Unser Haus“. Wegen der Reparatur der Heizungshauptleitung wurden Bäume in ihren Hinterhöfen gefällt. Im Juli desselben Jahres ging „Unser Haus“ zusammen mit den Bewohnern von Homel zur Verwaltung des Zheleznodorozhny Bezirks, um mit dem ersten stellvertretenden Leiter zu sprechen. Er überzeugte die Aktivisten damit, dass anstelle der gefällten Bäume neue gepflanzt werden sollten.
Im selben Jahr sahen sich die Bewohner von Slutsk mit Baumfällungen konfrontiert. Die Wohnungs- und Kommunalbetriebe fällten Ahorn- und Birkenbäume, die speziell mit Farbe markiert wurden. Alles geschah in Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde für natürliche Ressourcen. Anstelle der gefällten Bäume war geplant, mehr als 800 neue Setzlinge zu pflanzen. „Unser Haus“-Freiwilligen beschlossen zu überprüfen, ob alle Flächen im Baumpflanzplan für 2015 enthalten sind. Die Überwachung erwies sich als effektiv – in der Nähe des Hauses Nummer 63 auf der Vilenskaya Straße fanden sie eine große leere Fläche, an der sich etwas tun muss. Die Aktivisten wandten sich mit dem Problem an die Abteilung für Wohnungs- und Kommunalwesen.[2]
2016 bat Olga Karatsch den Premierminister Andrei Kobyakov um Informationen über belarussische Städte, in denen in den letzten fünf Jahren neue Parks mit Unterstützung von Sponsoren entstanden sind. Schließlich gibt es nicht genügend Haushaltsmittel für die Verbesserung von Parks und Grünanlagen. Zu dieser Zeit begann die Verbesserung des Parks im Mikrobezirk „Loschiza“ gerade erst – und es wurden keine Mittel aus dem Budget für dieses Projekt bereitgestellt.
Im Jahr 2017 nahmen Aktivisten des Internationalen Zentrums für Bürgerinitiativen „Unser Haus“ an der Diskussion über den Generalplan der Stadt Bobruisk teil. Sie interessierten sich besonders für den Bau von „Dienstleistungszentren von Wohngebieten und Nachbarschaften“ in der Sanitärschutzzone. Die Aktivisten haben drei Zonen herausgegriffen, in denen neue Gebäude entstehen könnten und die wir gerne erhalten möchten, da sich in ihrer Nähe Betriebe befinden, die Schadstoffe in die Atmosphäre emittieren, vor denen die Bäume perfekt schützen. Unverzüglich wurde damals eine Stellungnahme über die Unzulässigkeit des Verschwindens der Grünzonen, die die Unternehmen von den Wohngebieten trennen, wurde an die Abteilung für Architektur und Städtebau des Exekutivkomitees der Stadt Babruisk geschickt.[3]
2017 griff „Unser Haus“ das Thema des Platzes in der Nähe des Hotels „Tourist“ in Gomel auf. Der Platz ist ein beliebter Erholungsort der Bewohner von Homel, dennoch wurde beschlossen, ihn einer „Verdichtungsentwicklung“ zu überlassen. Verschärft wurde die Situation dadurch, dass es im Viertel keine Kinder- und Sportplätze gab. Das Internationale Zentrum für Bürgerinitiativen „Unser Haus“ schlug vor, den Wohnblock nicht zu bauen, die alten Bäume zu erhalten und dazwischen einen Kinderspielplatz und Sportgeräte für Menschen unterschiedlichen Alters aufzustellen. Also, um den Platz vor der Zerstörung zu bewahren, ihn offiziell in eine Erholungszone umzuwandeln und ihm einen neuen Namen zu geben. Die Aktivisten gingen zu einem Treffen mit dem Leiter des Exekutivkomitees der Stadt Homel. Davor konnten sie eine Performance „Wiк wählen den Park“ abhalten. Daraufhin sagten die Behörden: Wenn die Leute bereit sind, die Verbesserung der Grünfläche selbst zu machen, würden keine Häuser gebaut werden. Ende 2017 erklärte sich der Stadtvorstand bereit, Hand an zu legen und für Verbesserung des Platzes durch Pavillons, Bänke und Mülleimer zu sorgen.
Im Jahr 2018 begannen die Veränderungen des Platzes richtig loszugehen: Bäume wurden gepflanzt, Blumenbeete angelegt und Wege wurden gereinigt. Ebenso wurde neue Bänke auf dem Platz aufgestellt. Und tatsächlich ist die Neupflanzung von Bäumen auch durch Aktivisten des Internationalen Zentrums für Bürgerinitiativen „Unser Haus“ – gelungen, 95 Bäume und 16 Sträucher sind nun auf dem Platz zu finden, darunter u.a. 39 Birken, 8 Sumach und 4 Ahornbäume.[4] Und im Jahr 2019 folgte noch etwa 10 weitere „Familien“-Bäume.
Unterdessen hört die Abholzung der Wälder und Parks im Land nicht auf. Im Juli 2020 protestierten die Bewohner des landwirtschaftlich geprägten Ortes Putrishki, Bezirk Hrodna, gegen die Erweiterung des Friedhofs und das Abholzen des Eichenwaldes. Die Dorfbewohner begannen, den Wald zu verteidigen – sie sammelten Unterschriften und schrieben an die örtlichen Behörden. Schließlich schützt das Wurzelwerk der Bäume auch die tief liegenden Straßen vor Überschwemmungen. Nach Rücksprache mit den Wohnungs- und Kommunalbetrieben und der Verwaltung wurden die Arbeiten dann eingestellt.[5]
Die Bewohner des Dorfes Sloboda, Bezirk Minsk, standen im letzten Sommer vor dem gleichen Problem, als sie den Wald abholzen und an seiner Stelle einen Steinbruch errichten wollten. In der Nähe des Minsker Bahnhofs wurden Bäume abgeholzt, um Wendeplätze für Busse und Parkplätze zu schaffen. Wie sich jedoch später herausstellte, waren die Fällarbeiten weder mit „Minskzelenstroy“ noch mit der Bezirksverwaltung abgestimmt.[6]
Im November 2020 protestierten die Einwohner von Babrujsk gegen den Umbau des Platzes an der Ulyanouskaia-Straße. Sie wollten dort ein Einkaufszentrum bauen. Nachdem das Thema 2019 mit den städtischen Behörden besprochen wurde, wurde dem Unternehmer ein anderer Bauplatz angeboten – doch er stimmte nicht zu, und bereits im Oktober wurden auf dem Platz Bodenproben genommen. Im Jahr 2020 gestaltete der Unternehmer das Projekt um: Er reduzierte die für Parkplätze vorgesehene Fläche und sorgte für die Verbesserung des angrenzenden Territoriums. Das Projekt wurde genehmigt, aber die Anwohner wurden dabei nicht gefragt.[7]
Im Frühjahr dieses Jahres wurden in Vitebsk die Bäume entlang der Gagarinstraße gefällt, um einen Wendekreis für die Straßenbahn zu schaffen. Die Behörden erklärten: Die Straße musste verbreitert werden, und viele Bäume befanden sich in einem Notzustand. Dennoch bedauern die Bewohner der Stadt die verlorenen Bäume. Wir können nur hoffen, dass die Stadtverwaltung die Straße mit Blumenbeeten, Bäumen, Sträuchern und Rasenflächen bepflanzt.[8]
Wir haben schon mehrmals darüber berichtet, wie der Staat Strafverfolgungsbeamte in besonderer Weise behandelt. Hier hat sich die Akademie des Innenministeriums nun zu einer Erweiterung entschlossen – am 6. April fand eine Diskussion mit der Vorstellung des Projekts zum Bau eines akademischen Gebäudes und eines Wohnheims im Stadtzentrum statt. Die Situation wird dadurch so erschreckend, da die Gebäude nicht weit von den Wohngebäuden, von denen eines unter Denkmalschutz steht, errichtet werden und dafür Bäume massiv gefällt werden sollen. Die Einwohner sind dagegen: Die Akademie des Innenministeriums wird ihnen ihren Teil des Parks wegnehmen und den bereits verfallenen Teil des angrenzenden Territoriums stören. Die Akademie hat neun Wohnheime in ihrer Bilanz, und die Bewohner von Minsk verstehen nicht, warum sie ein weiteres brauchen.[9]
Und schließlich über die Abholzung der Wälder. Holz auf der ganzen Welt bricht jetzt Rekorde im Preis – der Preis für Schnittholz hat sich innerhalb eines Jahres mehr als vervierfacht. Die Preise steigen in den USA, aber auch in Kanada und China. Kanada schränkt den Holzeinschlag ein, weil große Waldflächen durch den Käfer geschädigt wurden. Peking hat den Kauf von Holz aus Australien gestoppt. Damit hat Belarus, das laut Forstministerium zu den zehn führenden Forstnationen gehört, eine echte Chance, mit Wäldern Geld zu verdienen und die Zahl der Grünflächen zu reduzieren. Auf der Auktion Organisation des Ministeriums für Forstwirtschaft setzen mehr als 21 Tausend Kubikmeter Holz. Ab dem 19. Mai finden täglich Holzauktionen statt, und es ist geplant, 2 Tausend Kubikmeter aufzustellen. Vor dem Hintergrund der rückläufigen Industrien sieht der Wald wie ein Rettungsanker aus – aber das Geld wird höchstwahrscheinlich nicht an den einfachen Belarussen gehen, sondern an die Leute in Machtpositionen, Beamten und Propagandisten.
Das Internationales Zentrum für Bürgerinitiativen „Unser Haus“ stellt fest: Wälder und Bäume bewahren uns vor Kohlendioxidvergiftung und schädlichen Abgasemissionen, also lasst sie uns bewahren.. Außerdem ist Waldluft gesund – aber wohin sollen die Stadtbewohner gehen, wenn die Abholzung nicht gestoppt wird und wenn es keine Parks und Plätze in den Städten gibt? Wir können verhindern, dass sich Belarus von einem Land der Wälder in ein Land der Hochhäuser und Wüsten verwandelt. Und jeder von uns weiß, was es braucht – den Abgang von Lukaschenka.
[1] https://nash-dom.info/12284
[2] https://nash-dom.info/31649
[3] https://nash-dom.info/47847
[4] https://nash-dom.info/55731
[5] https://news.tut.by/society/691786.html
[6] https://news.tut.by/society/693878.html
[7] https://news.tut.by/society/707925.html