Ein entsprechender Brief wurde an die litauischen Europaabgeordneten Andrius Kubilius und Piatras Austrjevicius und den Seimas-Abgeordneten, Emmanuelis Zingeris geschickt. Olga Karach berichtete darin vom politischen Gefangenen Witold Ashurak, wie er am 21.Mai starb, wie er verhaftet wurde und was die Leute bei der Beerdigung gesehen haben.

Witold Ashurak wurde erstmals am 9. August 2020 nach einem friedlichen Protest in Lida festgenommen. Nachdem er aus dem Gefängnis entlassen worden war, ließ er sich davon nicht einschüchtern und ging weiter auf die Straße. Am 19. September 2020 wurde er dann erneut festgenommen. Es folgte, knapp vier Monate später, am 18. Januar 2021 Witold Ashuraks Verurteilung zu fünf Jahren Gefängnis. Er saß seine Strafe in der Shklov-Kolonie ab, von wo aus auch die Nachricht über seinem Tod am 21. Mai die Außenwelt erreichte.

„Seine Verwandten bekamen erst am 25. Mai, also vier Tage später, Zugang zu seiner Leiche. Bei der Beerdigung in seiner Heimatstadt – Byarozauka (Region Lida) , waren die Anwesenden sichtlich schockiert. Der Kopf des Aktivisten war bandagiert, so dass nur sein Mund sichtbar war und hinzu waren seine Hände angeschwollen. Die Ermittler sagten, dass die Leiche in der Leichenhalle heruntergefallen wäre- aber dann hätte es wohl keine Abschürfungen im Gesicht gegeben. Man muss wohl davon ausgehen, dass er durch im zugeführte Gewalt zu Tode kam, nicht durch einen Herzstillstand, wie es in den offiziellen Dokumenten heißt. Hinzu wurde auf die Angehörigen des Verstorbenen Druck ausgeübt, um sie dazu zu bringen, eine unabhängige Untersuchung der Leiche abzulehnen“, heißt es in Olga Karatchs Brief.

Olga Karatch schreibt weiter, dass Witold Ashurak habe in seinem Heimatbezirk Lida Aktionen zum Gedenken an Kastus Kalinowski abgehalten habe und sich für Erinnerung an den berühmten Belarusen eingesetzt hätte. So wurde am 30. Oktober 2016 der Aktivist zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er Blumen an einem Denkmal für die Rebellen niedergelegt hatte. Im Oktober 2017 erschien ein Denkmal für die Helden des Aufstands 1863-1864 Jahre zwischen den Dörfern Maloe Olzhevo und Mokhovichi im Bezirk Lida. Am 25. September 2019 nahm Witold Ashurak an einer Kundgebung teil, die der Beerdigung der Überreste von Kastus Kalinowski in der Nähe des Gewerkschaftshauses in Grodno gewidmet war. Am 23. November 2019 gaben Witold Ashurak und seine Kollegen einen Teil der Erde vom Grab der Rebellen in Lida zum Kalinowski-Grab.

„Der Tod von Witold Ashurak war ein herber Schlag für viele Menschen, und sie sahen ihn auf seiner letzten Reise als Held. Bevor er starb, war er ebenso wie Kastus Kalinovsky entstellt. In Byarozauka, wo der Aktivist lebte, gab es eine Trauerfeier, an der Hunderte von Menschen mit weiß-rot-weißen Blumen und Flaggen teilnahmen. Witold Ashurak wurde unter dem historischen belarussischen Banner begraben, so wie er es sich gewünscht hatte“, so Olga Karatch. Weiterhin stellte sie fest, dass es nur richtig wäre, zu Witold Ashuraks Ehren eine Straße nach ihm zu benennen, aber dies würde in Belarus unter Alexander Lukaschenko nicht möglich sein.

Olga Karatch schlägt vor, dass Litauen das belarussische Volk mit der Straße zu Ehren von Witold Ashurak unterstützen könnte. Auf diese Weise würde Litauen zeigen, dass alle, die von Lukaschenka getötet und gefoltert wurden, Helden sind. Sie äußerte die Hoffnung, dass nach dem Sieg des belarussischen Volkes auch in Belarus es in allen Städten des Landes nach Witold Ashurak benannte Straßen geben würde.

„Eine nach Witold Ashurak benannte Straße in Vilnius wäre ein Symbol dafür, dass früher oder später Gerechtigkeit und Demokratie herrschen, Verbrechen untersucht und die Täter bestraft werden. Die Witold Ashurak-Straße in Vilnius würde den Belarusen Hoffnung geben, dass Belarus ein unabhängiges Land werden wird- so wie Kastus Kalinowski und Witold Ashurak es gewollt haben“, heißt es zum Abschluss des Briefs.

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