Lukaschenka hält momentan mindestens sieben als anerkannte politische Gefangene Kinder, als Geiseln. Noch mehr Minderjährige sind nach Artikel 328 des Strafgesetzbuches inhaftiert. Unter dem derzeitigen Regime sind sie dazu verdammt, acht oder sogar zehn Jahre im Gefängnis zu verbringen. Jungen und Mädchen, die wie ihre Altersgenossen mit Freunden rausgehen, sich verabreden, von ihrer Zukunft träumen und sich einen Beruf wählen sollten, sind gezwungen, ihre Jugend hinter Gittern zu verbringen. Am Internationalen Tag unschuldiger Kinder und Opfer von Aggressionen, erzählen wir Ihnen von Teenagern, deren Leben sich massiv aufgrund des Hasses des Präsidenten auf sein eigenes Volk verändert hat.

Am 11. August 2020 wurde der 16-jährige Nikita Zolotarev in Gomel festgenommen. In dieser Nacht war er im Zentrum der Stadt, als Proteste gegen die Wahlen stattfanden. Laut den Ermittler warf er eine Flasche Benzin auf ein Polizeiauto. Nikita selbst sagte, dass er nichts geworfen habe. Die Polizei kam dreimal zu ihm nach Hause, und beim dritten Mal wurde er festgenommen und zur Polizeiwache gebracht, wo er bis zum Abend ohne seine Eltern war. Nach einem ganzen Tag auf der Polizeiwache landete Nikita im Krankenhaus. Als er in Gewahrsam genommen wurde, berücksichtigte niemand, dass er an einer epileptischen Störung litt. Während der Verhöre sagte Nikita, dass sie ihn jeden Tag schlugen und ihm keine lebenswichtigen Medikamente gaben. Am 22. Februar 2021 wurde er nach Artikel 293 Teil 1 durch Artikel 13 Teil 1 des Strafgesetzbuches der Republik Belarus (Vorbereitung auf die Teilnahme an Massenunruhen) zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Nikitas Reaktion auf dieses monströse Urteil war Hysterie: Er schlug gegen die Gitterstäbe und bat um Freilassung. Im Gefängnis wurde ein weiteres Strafverfahren gegen Nikita nach Artikel 364 des Strafgesetzbuches eingeleitet-wegen Androhung von Gewalt gegen einen Polizisten. Die Gefängniswärter sagten ihm, er sei „politisch“ und würde auf Befehl Lukaschenkos im Gefängnis „sterben“.

„Unser Haus“ folgte der Entwicklung von Nikitas Geschichte. Am 23. März 2021 nahm Olga Karach an einem Treffen mit dem Komitee gegen Folter teil, bei dem sie die Frage aufwarf, was mit Nikita Zolotarev geschah. Newsletter über Nikita Zolotarev werden regelmäßig an internationale Organisationen und Komitees gesendet. Im Mai wurde bekannt, dass Nikita Medikamente, Briefe erhalten hatte und sich auch der generelle Umgang ihm gegenüber sich geändert hatte.

Am 13. August 2020 wurde der 16-jährige Timur Mitskevich auf die Intensivstation des 3.Kinderkrankenhauses in Minsk eingeliefert. Er wurde von der Polizeiwache dorthin gebracht, wo er am Vortag verhaftet wurde. Bei ihm wurden eine Schädel-Hirn-Traume, Gehirnerschütterung, Prellungen von Weichteilen und Gliedmaßen und eine traumatische Erosion der Hornhaut beider Augen diagnostiziert. Für einige Zeit musste er ins künstliches Koma. Sieben Tage später wurde er zum ersten Mal verhört und am 3.September wegen des Verdachts der Teilnahme an Massenunruhen festgenommen. Am 8. September, verschwand er aus dem Krankenhaus. Wie sich später herausstellte, halfen fürsorgliche Menschen Timur, das Land zu verlassen. Jetzt ist er im Ausland.

Am 19. Oktober 2020 nahmen die Sicherheitskräfte Maksim Babich, einen 17-jährigen Studenten des Minsker State Automotive College, fest. Die Inhaftierung fand am Morgen statt, als er gerade das Haus verließ, um zur Uni zu gehen. Grund dafür war seine Teilnahme an der Straßenblockade in der Serebryanka Straße am 13. Oktober gewesen. Maksim verbrachte mehr als acht Stunden allein im Leninsky District Department of Internal Affairs; Er wurde auch ohne die Anwesenheit eines Lehrers oder Eltern verhört. Der Prozess wegen des Straßenblockade-Falls fand erst im Dezember statt -bis dahin war Maxim durchweg in Untersuchungshaft. Ihm wurden schon zuvor eine Herzerkrankungen diagnostiziert. Am 22. Dezember 2020 wurde Maksim Babich zu drei Jahren Freiheitsbeschränkung verurteilt, ohne in eine Justizvollzugsanstalt gebracht werden zu müssen – der Student verbüßt seine Strafe als Hausarrest zu Hause.

Am 5. Februar 2021 wurde Dmitriy Strizhak, 16, ein Einwohner von Dobrush, und Gründer des Telegrammkanals „Data from the Punishers of Belarus“, verurteilt. Sein Telegrammkanal veröffentlichte Informationen über Sicherheitsbeamte, die Verbrechen gegen friedliche Belarus begehen. Der Minderjährige wurde bereits im Oktober festgenommen und befand sich in Haft. Er wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Am 8. Februar 2021 wurde der 17-jährige Vitaly Prokhorov aus Zhoblin gemäß Artikel 342 (Organisation und Vorbereitung von Maßnahmen, die grob gegen die öffentliche Ordnung oder die aktive Teilnahme an ihnen verstoßen) und 364 (Gewalt oder Androhung von Gewalt gegen Mitarbeiter von Organen für innere Angelegenheiten) des Strafgesetzbuches zu 2 Jahren Gefängnis in einer Bildungskolonie verurteilt. Er wurde am 10. August 2020 festgenommen, als er vom Sportplatz in der Nähe des Kulturpalastes der Metallurgen nach Hause zurückkam. Während der Verhaftung wurde er mehrfach brutal geschlagen, zur Polizeiwache gebracht und dort an einen Stuhl gefesselt. All diese Stunden wusste seine Mutter nicht, wo er war. Vor Gericht wurde Vitaly beschuldigt, einen Stein auf das Polizeifahrzeug geworfen zu haben – aber der Jugendliche sagte, er habe es nicht getan, sondern das nur seinen Instagram-Followern erzählt, um damit anzugeben. Es wurden keine Beweise gegen Vitaly vorgelegt, aber das Gericht befand ihn für schuldig. „Unser Haus“ interviewte Vitalys Mutter – den Text finden Sie hier.

Am 10. März 2021 wurde der minderjähriger Student eines College in Vysokoye, Denis Khozei, festgenommen. Denis wohnt in Brest und wurde beschuldigt, an den Unruhen in Brest nach den Wahlen teilgenommen zu haben (Artikel 293 des Strafgesetzbuches). Zu dieser Zeit kam es im Zentrum von Brest zu verschiedenen Unruhen, bei denen Polizisten sich und Demonstranten ein verbitternden Kampf lieferten, wobei verschiedene Gegenstände verwendet wurden. Bretter, Stöcke, Straßenmülltonnen, Bänke, Pflastersteine, Flaschen, Steine, Metallbolzen, Farbdosen und Pyrotechnik waren allesamt mit dabei. Vor dem Prozess war Denis Hozey auf freiem Fuß. In der Haftanstalt fühlte er sich allein – außer seiner Mutter, Großmutter und einem Freund schrieb ihm niemand. Seine Freundin, die 19-jährige Vitaliya Bondarenko, die ins Ausland floh, aber bald zurückkehrte, um sich von ihm zu verabschieden, wurde ebenfalls unter demselben Artikel inhaftiert. Sie wurde zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt.

Am selben Tag wurde im selben Fall ein Urteil über den Elftklässler einer der Brester Schulen, Sergei Gatskevich, gefällt. Der Mann war wie Denis Khozei vor dem Prozess auf freiem Fuß. Er wurde zu zwei Jahren Gefängnis in einer Bildungskolonie verurteilt.

Am 21. Mai 2021 wurde der 17-jährige Alexander Vinyarsky aus festgenommen. Ihm wurde ebenfalls vorgeworfen, unmittelbar nach den Wahlen an Unruhen im Zentrum teilgenommen zu haben (Artikel 293 des Strafgesetzbuches). Den Ermittlungen zufolge hat der Angeklagte während des Protests grob gegen die öffentliche Ordnung verstoßen. Vor dem Prozess wurde Aleksandr Vinyarskiy ein Hausarrest auferlegt, vor Gericht wurde der Minderjährige dann zu drei Jahren in einer Bildungskolonie verurteilt. Er wurde direkt nach Verkündung in Gewahrsam genommen.

Und es gibt noch einen sehr neuer Fall, den wir erwähnen müssen. Am 25. Mai 2021 sprang das Waisenkind Dmitry Stakhovsky vom Dach eines 16-stöckigen Gebäudes in Minsk.Er machte vorher den Untersuchungsausschuss für seinen Tod verantwortlich. “Es ist kein Geheimnis mehr, dass ich wegen des Artikel 293, Teil 2 angeklagt wurde Kurz gesagt, für die Kundgebungen. Wenn der psychische Druck auf mich nicht weitergegangen wäre, hätte ich es nicht gewagt, eine so schreckliche Tat wie Selbstmord zu begehen. Aber meine Kraft geht zu Neige“, so Dimitry kurz vor seinem Tod. Nach offiziellen Angaben des Innenministeriums war der junge Mann zum Zeitpunkt seines Todes betrunken. Interessanterweise wurden Dmitrys Verwandte erst am nächsten Tag über seinen Tod informiert, nachdem sich Informationen über den Selbstmord des Mannes in sozialen Netzwerken verbreitet hatten.

Tatsächlich gibt es viel mehr minderjährige Opfer während der Proteste „Unser Haus“ folgt dem Schicksal der inhaftierten Kinder und hebt weiterhin die ungeheuerlichen Fälle von Inhaftierung und Schlägen belarussischer Jungen und Mädchen durch Sicherheitskräfte hervor. Wir erinnern Sie daran, dass das Schlagen eines Kindes das Abscheulichste ist, was ein Polizist tun kann. Nach dem Sieg des belarussischen Volkes wird jeder Fall von Kindesmissbrauch untersucht und alle Täter bestraft.

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