Lukaschenkos faschistisches Regime bezeichnet die Belarusen, die sich der illegitimen Regierung widersetzen, als Kriminelle, gewährt aber gleichzeitig den von Interpol und dem Internationalen Strafgerichtshof Gesuchten Unterschlupf. So ist es beispielsweise kein Geheimnis, dass der geflohene Ex-Präsident von Kirgisistan Kurmanbek Bakijew in Belarus lebt. Auch gab es neulich Nachrichten über Mehmet Aydin, einem weltweit gesuchten Internet-Betrüger. Er soll sich ebenfalls in Belarus aufhalten. Wir erinnern hiermit nochmal an die Namen derer, die Lukaschenko in Belarus versteckt hat.
Ein für einen Völkermord verantwortlicher serbischer General
Im Jahr 2008 berichtete die Presse, dass Ratko Mladic, ein ehemaliger General der bosnisch-serbischen Armee, der für mehrere Massaker an Zivilisten verantwortlich ist, sich in Belarus versteckt. Sein Neffe Goran hatte ihn ausfindig gemacht. Mladic wurde beschuldigt, 1995 das Massaker in Srebrenica organisiert zu haben. Der Genozid an der männlichen Bevölkerung war der größte in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, als Mladic die Tötung von 7.000 bis 8.000 Männern und Jugendlichen anordnete. Mehr als 36.000 Frauen und Kinder wurden aus der Stadt deportiert. Vor der zynischen Ausrottung des Volkes sagte der General zur Bevölkerung: „Jeder, der gehen will, wird mitgenommen, groß und klein, jung und alt. Habt keine Angst… Niemand wird euch etwas tun.“
Ratko Mladic wurde später für die Belagerung von Sarajevo, bei der etwa 10.000 Menschen getötet wurden, und andere Verbrechen gegen die muslimische und kroatische Bevölkerung von Bosnien und Herzegowina schuldig gesprochen.
Im Jahr 1996 wurde Ratko Mladic aus dem Amt entfernt. Die NATO forderte, dass Mladic und der erste Präsident der Republika Serbska von 1992-1996, Radovan Karadzic, an den Internationalen Gerichtshof ausgeliefert werden. Mladic gelang jedoch die Flucht und er tauchte in Belgrad auf, wo er unter dem Schutz von Slobodan Milosevic lebte, bis dieser im Jahr 2000 gestürzt wurde. Mladic gelang damals die Flucht, wurde aber mehrmals bei Fußballspielen gesehen. Im Jahr 2006 tauchten Berichte über Personen auf, die dem ehemaligen General halfen, sich zu verstecken – sie wurden allesamt verhaftet.
In einem Interview im Jahr 2008 sagte Goran Mladic, dass sich sein Onkel möglicherweise in Belarus oder Russland aufhält. Dabei ist anzumerken, dass Russland auf Anträge auf Auslieferung von Ratko Mladic an internationale Gerichte mit Schweigen reagierte. Der damalige Berater des serbischen Präsidenten, Miki Rakic, merkte an, dass Anfragen an den Direktor des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB), Alexander Bortnikow, den Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, und den stellvertretenden Leiter der Medwedew-Administration, Wladislaw Surkow, geschickt worden waren, aber von niemandem eine Antwort kam.
Ratko Mladic wurde am 26. Mai 2011, 80 Kilometer von Belgrad entfernt, verhaftet. Am 1. Juni desselben Jahres wurde er mit dem Hubschrauber nach Den Haag gebracht. Im Jahr 2017 wurde Mladic vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord zu lebenslanger Haft verurteilt. Der ehemalige Militäroffizier argumentierte vor Gericht, er habe sein Volk und sein Land verteidigt, indem er Befehle der politischen Führung befolgt habe.
Ein ehemaliger Präsident, der auf friedliche Demonstranten schoss
Am 7. April 2010 wurde der kirgisische Präsident Kurmanbek Bakijew, der fünf Jahre lang regiert hatte, gestürzt. Er hatte einst offiziell bei Präsidentschaftswahlen mit einer Wahlbeteiligung von 80 Prozent die Unterstützung von 90 Prozent der Bevölkerung erhalten. Die Proteste im Land begannen am 6. April, als die Opposition das regionale Verwaltungsgebäude in Talas besetzte. Am nächsten Tag begannen die Unruhen in der Hauptstadt Bischkek. Oppositionelle Aktivisten besetzten das Fernsehzentrum und gingen auf Sendung. Im Zusammenhang mit den Unruhen wurde ein Strafverfahren eingeleitet und die Anführer wurden inhaftiert, aber die Unruhen gingen weiter. Militär und Polizei eröffneten das Feuer auf die Demonstranten, aber den Demonstranten gelang es, ihre Waffen zurückzunehmen und das Parlamentsgebäude zu besetzen. Bei den Zusammenstößen starben 84 Menschen und mehr als 1.500 wurden verletzt. Kurmanbek Bakijew floh aus der Hauptstadt und erklärte am 8. April 2010, dass er die Situation im Land nicht unter Kontrolle habe, weigerte sich jedoch, zurückzutreten. Er fügte hinzu, dass seine Wachen erst das Feuer auf die Demonstranten eröffneten, nachdem diese auf die Fenster des Präsidialbüros geschossen hatten.
Kurmanbek Bakijew schlug vor, die Hauptstadt von Bischkek nach Osch zu verlegen und UN-Friedenstruppen in Kirgisistan zu stationieren. Die Oppositionsregierung drohte ihm jedoch mit strafrechtlicher Verantwortung. Am 13. April 2010 kündigte Kurmanbek Bakijew an, dass er zurücktreten würde, wenn die Übergangsregierung für seine Sicherheit und die seiner Familie sorgen würde. Bei Gesprächen mit der Opposition unterzeichnete er am 15. April 2010 ein Rücktrittsschreiben, bevor er nach Kasachstan flog und sich nur wenig später am 19. April desselben Jahres bei Lukaschenko in Belarus wiederfand.
Bakijew wird vorgeworfen, sich illegal Sonderrechte für die Erschließung des Dzherui-Vorkommens verschafft und dieses dann an Dritte verkauft, mehr als 2 Milliarden KGS von Kunden der Asia Universal Bank und des kirgisischen Sozialfonds veruntreut, den Verkauf eines 20-prozentigen Anteils an Issyk-Kul erzwungen, ein Wohnhaus und ein Grundstück in Bischkek veruntreut, Geldwäsche und kriminelles Geld betrieben sowie friedliche Demonstranten am 7. April 2010 ermordet und verletzt zu haben. Ihm drohen etwa 30 Jahre Gefängnis in Kirgisistan, und er und seine Verwandten wurden auf die Fahndungsliste der CIS und Interpol gesetzt.
Sein Mitarbeiter Daniyar Usenov landete mit Bakiyev in Belarus. Er lebt hier unter dem Namen Daniel Uritsky und sagt, dass Daniyar Usenov sei 2017 in Malaysia gestorben. Bakiev und Usenov stehen hinter der Belarus National Biotechnology Corporation. Bakiev baute auch den Centropol-Komplex in Minsk mit einem Casino, Unterhaltungszentrum, Restaurants und Bars. Der ehemalige Präsident Kirgisistans lebt im gut betuchten Dorf Drozddy, während sein ältester Sohn Marat im Dorf Raubichi wohnt. Während er Bakijew zu seinem Geburtstag 2019 gratulierte, überreichte Lukaschenko ihm ein Gemälde „Jagdnomaden mit Steinadler“ unf verglich den Ex-Präsidenten mit einem Adler und teilte ihm mit: „Wir kommen alle zu deiner Geburtstagsparty. Kannst du uns etwas kirgisischen Pilaw machen? Der Pilaw geht auf dich, der Wein auf uns!“ Im Juni 2020 wurde bekannt, dass Lukaschenko Bakijew zwei Grundstücke am Minsker Meer mit einer Gesamtfläche von 70 Hektar „zum lebenslangen Erbbesitz“ schenkte.
Ein Top-Manager, der 2 Milliarden Euro gestohlen hat
Am 19. Juli 2020 wurde bekannt, dass sich der international gesuchte Jan Marsalek aus Österreich, der Teil eines 2-Milliarden-Euro-Betrugs war, möglicherweise in Belarus versteckt. Jan Marsalek war Chief Operating Officer von Wirecard, einem Unternehmen für Zahlungsabwicklung. Das Unternehmen hatte mit Kunden zu tun, mit denen andere Banken nichts zu tun haben wollten – Casinos und Pornoseiten. Seine Aktivitäten wurden von der Online-Publikation Bellingcat untersucht. Die Ermittler konnten herausfinden, dass Wirecard möglicherweise unter anderem private russische Militärfirmen in Afrika finanziert hat.
Im Jahr 2019 fanden die Journalisten der “Financial Times” Unstimmigkeiten in den Finanzunterlagen der Niederlassungen des Unternehmens in Singapur, Irland und den Vereinigten Arabischen Emiraten – es stellte sich heraus, dass dort rund zwei Milliarden Euro fehlten. Dieses Geld war von den Konten des ostasiatischen Pressehubs verschwunden. Am 18. Juni 2020 wurden die Top-Führungskräfte des Unternehmens, darunter Jan Marsalek, entlassen. Der CEO von Wirecard wurde verhaftet, während Marsalek auf die Philippinen reiste – nach seinen Worten, um das fehlende Geld zu finden und seinen guten Namen wiederherzustellen. Es gelang ihm, aus den Augen der Geheimdienste und Behörden in Deutschland und Österreich zu verschwinden. Dann stellte sich heraus, dass er Flugtickets und Einreisepapiere gefälscht hatte.
Die Bellingcat-Recherche ergab, dass Jan Marsalek unter dem Deckmantel humanitärer Initiativen die Gründung von PMCs in Libyen plante, um die Interessen von Einzelpersonen zu schützen. Er kooperierte mit Russland und europäischen Ländern, und sein Berater war ein russischer Experte für die arabische Welt, Andrei Chuprygin. Marsalek übergab Russland geheime Dokumente des österreichischen Innenministeriums und des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung und kooperierte mit der kremltreuen Freiheitlichen Partei Österreichs. Er hat Russland in den letzten zehn Jahren etwa 60 Mal besucht, mit neun verschiedenen Pässen und sogar mit einem Diplomatenpass, und war auch Gast des russischen Militärs in Palmyra.
Nachdem er die westlichen Geheimdienste davon überzeugt hatte, dass er sich in Ostasien aufhielt, machte Jan Marsalek in einem Gespräch mit seinen ehemaligen Kollegen einen Fehler. Er sagte, er sei in einem Land, in dem ein Mann 25 Jahre lang regiert hat. Die einheitliche Datenbank über Grenzübertritte zeigt, dass der Österreicher in der Nacht des 19. Juni 2020 mit einem Privatflugzeug nach Belarus kam.
Jan Marsalek wird immer noch von Interpol gesucht. Im August 2020 wurde vermutet, dass er nach Balaschicha in das von Wladimir Putin gegründete „Special Purpose Center“ unter der Obhut der russischen Spezialdienste gebracht wurde. Am 15. Juni 2021 tauchten Daten des Bundesnachrichtendienstes auf, die darauf hinwiesen, dass sich das ehemalige Wirecard-Vorstandsmitglied in Moskau aufhält.
Ein Abgeordneter unter Verdacht des Hochverrats
Am 24. Februar 2021 verließ Taras Kozak, ein ukrainischer Abgeordneter der OPZJ, das Land mit dem Flugzeug von Nikolai Worobej, einem sanktionierten Geschäftsmann und Geldgeber Lukaschenkos. Taras Kozak arbeitet mit dem prorussischen ukrainischen Politikers Viktor Medvedchuk und gleichzeitig Cousin von Vladimir Putin, zusammen. Seine Partei OPZJ ist bekannt für ihre Kritik an den offiziellen Behörden der Ukraine und ihren Wunsch, die Beziehungen zu Russland zu verbessern.
Der Abgeordnete musste das Flugzeug des belarussischen Geschäftsmannes benutzen, weil sein Eigentum beschlagnahmt wurde. Vor Kozaks Abreise nach Belarus hatte die Ukraine seine drei Fernsehkanäle beschlagnahmt: „112“, „ZIK“ und „NewsOne“. Ihre Schließung wurde von der belarussischen Staatspropaganda verurteilt, die der Ukraine einen Angriff auf die Meinungsfreiheit vorwarf. Zusätzlich zu den Kanälen verhängte der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat Sanktionen gegen eine Reihe von Unternehmen.
Auch bevor am 24. Februar floh, war Taras Kozak immer wieder nach Belarus gekommen. 14. Februar, flog er von Kiew nach Minsk zusammen mit dem Leiter der Firma Krasny Bor Alla Pinchuk, der ebenfalls eng mit Nikolai Vorobej verbunden ist. Fünf Tage später flog Kozak von Minsk nach Kiew, zusammen mit dem Direktor des Öl- -Werks Alexander Khramtsov, ebenfalls enger Vertrauter von Nikolai Vorobej.
Am 11. Mai 2021 sagte die ukrainische Generalstaatsanwältin Irina Venediktova, dass Taras Kozak und Viktor Medvedchuk des Hochverrats und der versuchten Plünderung der nationalen Ressourcen auf der von Russland annektierten Krim verdächtigt werden. Im Jahr 2015, so die Ermittlungen, übergab Medwedchuk den Krim-Behörden das Feld „Glubokaja“ mit Ressourcen im Wert von 38 Milliarden Griwna. Viktor Medvedchuk wird außerdem beschuldigt, Kozak, als der sich in Russland aufhielt, Informationen über den Standort einer geheimen Einheit der ukrainischen Streitkräfte im Jahr 2020 gegeben zu haben. Medwedchuk steht unter Hausarrest.
Am 20. Mai 2021 erhielt der Sicherheitsdienst der Ukraine die Erlaubnis, Taras Kozak zu verhaften. Sie stellten fest, dass es stichhaltige Beweise für „illegale Aktivitäten und die Zusammenarbeit dieser Personen mit einem” Aggressor- Land“ gab. Taras Kozak wird von ukrainischer Seite zur Fahndung ausgeschrieben.
Ein Inter-Betrüger, der 130 Tausend Menschen um ihr Geld gebracht hat
Am 12. Juni 2021 wurde berichtet, dass Mehmet Aydin, 26, der $193 Millionen von Investoren des Farm Bank Spiels gestohlen hatte, in Belarus sein könnte. Er wird in der Interpol-Datenbank geführt und gilt als einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt. Er wurde zuvor in Bolivien vermutet.
Das Spiel „Farm Bank“ wurde 2016 erstellt. Die Spieler wurden ermutigt, virtuelle Nutztiere und Maschinen mit echtem Geld zu kaufen. Mehmet Aydin erklärte, dass dieses Geld in echte Tiere auf Bauernhöfen investiert wird und die Käufer für die Zeit, die sie mit dem Spiel verbringen, bezahlt werden. Ein Teil des Geldes wurde auf die Konten von Mehmet Aydin und seiner Frau überwiesen.
Im Jahr 2017 beschwerten sich die Nutzer jedoch über nicht eingehaltene Versprechen. Im Januar stellte sich heraus, dass neue Spieler dem Spiel nicht beitreten konnten, und dann sagte Mehmet Aydin, dass die Banken sich weigerten, mit seiner Firma zusammenzuarbeiten und er die Leute nicht auszahlen konnte. Verärgerte Nutzer begannen, Facebook-Communities beizutreten und über Klagen zu spekulieren. Es stellte sich heraus, dass eine Menge Leute sogar Kredite aufgenommen hatten um Farm Bank zu spielen.
Bereits im März 2017 leitete die Staatsanwaltschaft aufgrund von Nutzerbeschwerden eine Untersuchung ein. Vermögenswerte und mehr als 20 Personen, die an der Erstellung des Spiels beteiligt waren, wurden verhaftet, darunter auch Mehmet Aydins Frau. Er selbst floh nach Uruguay und stieg in das Baugeschäft ein.
Der neue Aufenthaltsort von Mehmet Aydin wurde von der Kriminalbehörde Sedat Peker gemeldet, die in Nordmazedonien ansässig ist und über die kriminellen Machenschaften verschiedenster Regierungen, insbesondere von Erdogan und Mitgliedern seiner Partei, berichtet. Die Verbrechen umfassen Drogenhandel, Korruption und Mord. Konkrete Beweise dafür werden jedoch nicht genannt. Peker vermutete, dass die türkischen Mitarbeiter des Innenministeriums von Aydin bestochen wurden und er deshalb nicht aus Belarus ausgeliefert wurde. Er stellte jedoch klar, dass Vertreter der Türkei nach Belarus gekommen waren und mit dem Täter gesprochen hatten.
Während die Belarusen gezwungen sind ihr eigenes Land zu verlassen, finden Kriminelle und flüchtige Politiker dort Unterschlupf. Der Diktator zieht seinesgleichen an, beschützt sie, beschenkt sie. In einem Land, in dem das Gesetz nicht funktioniert, gibt es keinen Platz für friedliche Menschen, die gegen das System protestieren. Wir, Belarusen, sind verpflichtet, diese Kriminellen, die einer großen Anzahl von Menschen geschadet haben, aus unserer Heimat zu vertreiben.